Widerstandskonzepte in der Supervision
Wie Übertragungs-/Gegenübertragungs-Modelle bilden auch Widerstandskonzepte ursprünglich einen zentralen Bestandteil psychoanalytischer Theorie.
"Widerstand" bezeichnet ein sich Sträuben von Menschen gegen die Einflüsse anderer, das für sie selbst aber nicht rational begründbar ist. Da Widerstand ein noch universelleres Phänomen als Übertragung und Gegenübertragung darstellt, wurde diese Interaktionserscheinung weit über die Grenzen der Psychoanalyse hinaus in unterschiedlichen Handlungsmodellen thematisiert.
Wir wollen deshalb nach einer Auseinandersetzung mit der klassischen Widerstandsposition auch Ansätze einbeziehen, die außerhalb der Psychoanalyse entstanden sind. Im Anschluß an die Beschäftigung mit dem Grundmuster und wesentlichen Modifikationen sollen auch hier die konzeptionellen Ausdehnungen auf Gruppen und Organisationen verhandelt werden.
1. Das klassische Widerstandskonzept
Nach Darstellung der klassischen Denkfigur "Widerstand" wollen wir uns mit dem begrifflich ähnlichen Phänomen "Abwehr" befassen. Im Anschluß an eine kritische Analyse des klassischen Widerstandskonzepts soll wieder eine knappe Auseinandersetzung mit der Anwendung des Konzeptes für die Supervision stehen.
1.1. Die theoretischen Grundmuster
Die heute in der Psychoanalyse als "Widerstand" bezeichnete Denkfigur wurde von FREUD entwickelt und von REICH weiter präzisiert.
1.1.1. Widerstand bei FREUD
FREUD stieß insbesondere bei der Psychotherapie mit hysterischen Patientinnen wiederholt auf Hindernisse, die sich als "Nicht-Können" oder "Nicht-Wollen" äußerten. Die Patientinnen hatten etwas "vergessen", beschönigten Ereignisse usw. Dabei ging es aus der Sicht von FREUD jeweils um das Aufdecken "peinlicher", also verdrängter Inhalte aus frühkindlichen libidinösen Stadien, die sich im Verlauf der Psychotherapie aktualisiert hatten.
"Widerstand" diente dann zur Charakterisierung von widerstrebenden Handlungsmustern, die sich auf dem Hintergrund frühkindlicher, traumatischer Beziehungserfahrungen in einer neuen Situation wiederbelebten und wie ehedem zu innerer Spannung und Vermeidung der Situation führten. Was FREUD zunächst als unüberwindbare feindliche Barriere erschien, deutete er vergleichbar Übertragungen als zentrales Diagnostikum aus. "Die Widerstände" wurden selbst zur Quelle wichtiger Informationen über die Lebensgeschichte des Patienten und besonders über seine Symptomatologie (GREENSON 1967, S. 87).
Wie äußert sich nun "Widerstand"? Psychoanalytische Autoren (GREENSON 1967, THOMÄ/ KÄCHELE 1988 u.a.) beschreiben folgende Erscheinungsformen: Gähnen des Patienten, kurzfristiges Einschlafen, Zuspätkommen, Versäumen von Stunden, ständiges Vermeiden von tiefergehenden Themen, Ausagieren von Aggressivität usw.
Als besonders relevantes Widerstandsphänomen war bereits von FREUD die "Übertragung" interpretiert worden, d.h. besonders ausgeprägte Übertragungen auf den Therapeuten wurden als "Widerstand" gedeutet.
1.1.2. Widerstand bei REICH
REICH nahm eine Differenzierung von Widerstandserscheinungen nach ihrer Entstehungsgeschichte vor. Ein ödipales Widerstandsphänomen wäre nach REICH etwa die extreme Verliebtheit einer Patientin oder eine phallisch-aggressive Attitüde von Patienten gegenüber dem Therapeuten. Ein Widerstandsphänomen aus der analen Phase wäre im Verständnis von REICH extreme Höflichkeit, hinter der sich Aggressivität verbirgt usw.
REICH unterschied weiter zwischen "ich-syntonen" und "ich-fremden" Widerständen (REICH 1933). Ich-fremde Widerstände werden vom Patienten selbst leicht als Widerstände erkannt, während ich-syntone Widerstände die gesamte Person als sogenannte "Charakterstruktur" oder "Charakter-panzerung" infiltrieren. Im Verlauf des Behandlungsprozesses sollen nach REICH die ich-syntonen in ich-fremde Widerstände umgewandelt werden.
1.2. Das Verhältnis zwischen "Widerstand" und "Abwehr"
(1) Konzept
Bei manchen psychoanalytischen Autoren läßt sich die Tendenz beobachten, die Begriffe "Widerstand" und "Abwehr" fast synonym zu verwenden (z. B. HARTMANN 1975).
Der Begriff "Abwehr" bezeichnet allerdings streng genommen ursprüngliche spannungsreduzierende Maßnahmen. Demgegenüber aktualisiert sich im Verständnis psychoanalytischer Autoren "Widerstand", wenn die Abwehr oder Abwehrstruktur in der psychotherapeutischen Interaktion angerührt oder gar "aufgebrochen" werden soll (GREENSON 1967, THOMÄ/KÄCHELE 1988). Abwehrmechanismen, wie z.B. Projektion, Identifikation, Verdrängung, Sublimierung, Regression, Konversion, Leugnung der Realität, Rationalisierung usw. (vgl. TOMAN 1968) schützten den Menschen in aktuellen traumatischen Situationen.
Die Etablierung von Abwehrmechanismen wird auf dem Hintergrund des psychoanalytischen Strukturmodells als Ich-Funktion begriffen. Wenn das Ich, als spannungsregulierende Instanz von Angst überwältigt wird, also eine innere Paniksituation entsteht, wird Abwehr als unbewußte Schutzautomatik etabliert.
Im Gegensatz dazu sind Widerstände definiert als innerpsychische Maßnahmen, die ebenfalls unbewußt aktiviert werden, wenn die alte fest etablierte Abwehrstruktur von außen angerührt wird (THOMA/KÄCHELE 1988). Durch rigoros aufdeckende Psychotherapie, die Signale von Widerstand nicht als Schutzfunktion anerkennt, kann die alte Abwehrstruktur entweder eingerissen oder verstärkt werden.
(2) Anwendung
Solche Phänomene begegnen uns häufig in der Supervisandenarbeit aus therapeutischen Arbeitsfeldern.
Beispiel 20.: So schilderte die Mitarbeiterin einer psychotherapeutischen Kinderklinik, daß sie ein sehr gehemmt wirkendes Kind "lockern" wollte. Zu diesem Zweck hatte sie den siebenjährigen Jungen zusammen mit einigen "expansiven Rüben" in den "Matschraum" des Hauses mitgenommen. Die anderen drei z.T. extrem enthemmten Kinder zogen bald ihre Kleider aus, beschmierten sich mit Fingerfarben, bewarfen sich im Fortlauf mit Lehm usw. Der siebenjährige Junge zog sich daraufhin zuerst verängstigt in eine Ecke des Raumes zurück, um dann fast panikartig den Raum zu verlassen. In den nachfolgenden Tagen wirkte er ängstlicher als zu Beginn der Einweisung. Im Verlauf der initialen Rekonstruktion konnte die Supervisandin erfassen, daß sie durch ihre methodische Maßnahme wesentliche Teile der Abwehrstruktur des Kindes angerührt und seinen Widerstand gegenüber Expression nur noch erhöht hatte.
1.3. Kritik der theoretischen Grundmuster
(1) In anthropologischer Hinsicht
Auch das klassische Widerstandskonzept, mit seinem konzeptionellen Hintergrund, den Abwehrmechanismen und ihrer Dynamik, scheint zunächst in unseren Ansatz gut integrierbar; denn auch in ihm wird postuliert, daß aktuelle Beziehungen durch früher gebildete Erfahrungsmuster überlagert werden - hier im Sinne eines sich Wehrens gegen andere.
Bei genauerer Untersuchung müssen wir aber sagen, daß dem Widerstandskonzept die gleiche reduktionistische Position wie dem klassischen Übertragungs-/Gegenübertragungsmodell unterlegt ist. So wird im klassischen Widerstandsansatz der Mensch ganz analog auf sein Triebschicksal und seine frühkindlichen Erfahrungswelten reduziert.
Darüber hinaus enthält das ursprüngliche Widerstandskonzept aber noch eine Reihe weiterer Probleme. "Widerstand" wird immer als pathogenes Phänomen interpretiert, das ausschließlich durch die innerpsychische Dynamik eines Menschen erzeugt wird. Aus dieser Bestimmung resultieren eine Reihe anthropologischer Verzerrungen:
(1) Durch die pathologisierende Begriffsbestimmung wird dem Menschen implizit das Recht abgesprochen, "Resistance" zu entfalten. Es wird dabei letztlich negiert, daß ein sich Wehren von Menschen auch als Schutzmaßnahme aus subjektiven oder objektiven Gründen berechtigt ist.
(2) Durch die individualisierende Perspektive wird aber auch leicht übersehen, daß Gegenwehr durch den aktuellen Inter-aktionspartner erzeugt sein kann und sich ein Mensch aus subjektiven oder objektiven Gründen berechtigterweise gegen diesen wehrt.
(3) Und in der klassischen Definition gerät aus dem Blick, daß auch das soziale Umfeld bzw. eine spezifische Situation, in der eine Interaktion steht, bei dem einen oder anderen Interaktionspartner subjektiv oder objektiv begründete Widerstandshaltungen erzeugen kann.
In den nachfolgenden Kapiteln werde ich zeigen, daß gerade diese drei Kritikpunkte die Grundlage für Neukonzeptionalisierungen von "Widerstand" bildeten.
Bei ausschließlicher Verwendung des klassischen Widerstandsansatzes besteht also Gefahr, daß menschliches Sein bzw. menschliche Beziehungen ganz unzulässig reduziert erscheinen. So kann der Ansatz in seiner ursprünglichen Form nur sehr peripher in unser Theorieuniversum integriert werden.
(2) In instrumenteller Hinsicht
Die soeben geäußerten Bedenken schränken die Aussagekraft des Ansatzes generell ein, d.h. er kommt nur für sehr spezifische Phänomene von Widerstand in Frage, die durch das frühkindliche Triebschicksal entstanden sind.
1.4. Anwendung der theoretischen Grundmuster in der Supervision
Als "typische" Widerstandserscheinungen in der Supervision werden im Sinne der klassischen Definition oft folgende begriffen: Wenn ein Supervisand erst nach vielen Stunden ein für ihn sehr gravierendes Ereignis aus seiner Praxis artikuliert, wenn er immer wieder wichtige Sequenzen gemeinsamer Arbeit und ihren Effekt "vergißt". Und als besonders typisches Merkmal von Widerstand wird es im allgemeinen gewertet, wenn der Supervisand Termine vergißt, häufig zu spät kommt usw. Wie ich im weiteren zeigen will, liegen die "Gründe" für solche "Nachlässigkeiten" meistens nicht in frühkindlichen Problemen, sondern in situativen Besonderheiten.
Für Anwendungen des klassischen Widerstandsansatzes in der Supervision gilt das, was ich zur Anwendung des klassischen Übertragungskonzeptes postuliert hatte: Durch die thematische Zentrierung auf den arbeitsweltlichen Kontext des Supervisanden, der zu seiner Behandlung immer auch rationaler Dialogelemente bedarf, entstehen hier selten so ausgeprägte Regressionen, daß sie frühkindliche Widerstandsmuster beleben könnten.
Wenn sich in supervisorischen Zusammenhängen Phänomene beobachten lassen, die mit dem klassischen Ansatz erklärbar sind, ist die Auseinandersetzung mit ihnen allerdings sehr beschränkt möglich. In diesem Rahmen ist es jedenfalls kaum realisierbar, ich-syntone Widerstände von Supervisanden anzugehen, weil sie nur im Verlauf eines umfassenden psychotherapeutischen Prozesses zu verwandeln sind. Lediglich ich-fremde Widerstände, die der Supervisand selbst als solche erkennt, sind supervisorischer Arbeit zugänglich.
Beispiel 21.: Eine Krankenhaustheologin berichtete in den ersten Supervisionsstunden mit monotoner Stimme von ihrer Arbeit und brachte auch nur Themen mit geringer emotionaler Dichte vor. In der 10. Stunde erzählte sie, daß ihr fast jeden Morgen übel wird, wenn sie sich ihrer Arbeitsstelle nähert. In diesem Symptom erkannte sie vage ein Widerstandsphänomen, das sich auf der Ebene der Supervisionsbeziehung wiederholte. Bei einer ausführlichen Rekonstruktion, in deren Verlauf sie auch immer wieder Anflüge von Übelkeit erlebte, fand sie heraus, daß ihr die Pfleger einiger, von ihr betreuter Stationen diese Übelkeit verursachten. Die weitere supervisorische Arbeit ergab, daß sie sich jedesmal wie eine Bittstellerin vorkam, die Stationen betreten zu dürfen. Da es ihr insgesamt eher schwer fiel, etwas für sich zu erbitten, hatte sie dieses Widerstandsphänomen entwickelt. Der ursprünglich ich-syntone Widerstand, etwas für sich zu erbitten, war bei ihr durch eine vorausgehende Therapie bereits in einen ich-fremden verwandelt worden. Sie konnte aber den genauen Zusammenhang zwischen ihrer psychischen Disposition und der Lage am Arbeitsplatz nicht allein erkennen und überwinden. Diese Aufgabe kam dann Supervision zu.
2. Widerstand als Sicherungsphänomen
Bereits innerhalb der Psychoanalyse blieb die ausschließlich pathologisierende Bestimmung von "Widerstand" als Entwicklungshemmnis nicht unwidersprochen. In der Ich-Psychologie wurde im Anschluß an HARTMANN (1975) u.a. immer auch die sichernde Bedeutung beschrieben.
2.1. Theoretische Grundmuster
Die sichernde Bedeutung von Widerstand wurde besonders
- in der humanistischen Psychologie konzeptionell akzentuiert und
- in der Logotherapie von FRANKL (LUCAS 1981) sogar zum zentralen Inhalt von Psychotherapie.
2.1.1. Widerstand in der Humanistischen Psychologie
MASLOW (1973) unterzieht den klassisch psychoanalytischen Ansatz gerade im Zusammenhang mit seinem Widerstandskonzept einer kritischen Analyse. Die überwiegend an Pathologien und damit Defiziten orientierte Sicht verstelle den Blick für das existentielle Grundbedürfnis des Menschen nach Sicherheit. Erst aus einer Haltung des Therapeuten, die den Sicherheitsbedürfnissen des Menschen umfassend Rechnung trägt, d.h. Widerstand als legitime menschliche Seinsform begreift, könne eine basale Subjekt-Subjekt-Beziehung entstehen. Damit geht dann auch die Hoffnung einher, daß in einer solchen Beziehung soviel existentielle Sicherheit wächst, daß sich Widerstand erübrigt oder von selbst auflöst.
Diese Haltung wird dann bei ROGERS (1961) in seiner klientenzentrierten Therapie ausgebaut. Er schenkt Widerstandsphänomenen insgesamt wenig Beachtung, sondern nimmt an, daß sie sich im Rahmen einer "echten" Subjekt-Subjekt-Beziehung von selbst auflösen. Moderne Positionen klienten-zentrierter Therapeuten zu diesem Thema beschreiben dann als "Widerstand" auch konsequent "Beziehungswiderstand" (PFEIFFER 1981). In der Person des Klienten oder in der Person des Therapeuten finden sich Widerstände gegenüber dem anderen. Sie bestehen dann darin, nicht in eine Subjekt-Subjekt-Beziehung eintreten zu wollen. In diesen Ansätzen geht es mehr um die Frage, wie sich eine Person einer anderen gegenüber abgrenzt und sich berechtigtermaßen vor ihr schützt.
Übungsaufgabe 10.: Machen Sie bitte in Ihrer Arbeitsgruppe ein kleines Brain-Storming, bei dem Sie ermitteln, welches Verhältnis jeder von Ihnen zum Thema: "Widerstand leisten" hat. Versuchen Sie am Ende Ihre Statements nach selbstbestimmten Kategorien zu systematisieren.
2.1.2. Widerstand in der Logotherapie
FRANKL betont noch offensiver als die humanistische Psychologie, daß Widerstand leisten zu können ein besonderes Potential des Menschen im Hinblick auf seine existentielle Sicherung darstelle. Dementsprechend sind wesentliche seiner therapeutischen Intentionen darauf gerichtet, Klienten in ihrer Widerstandshaltung zu unterstützen. Unter dem Begriff "paradoxe Intention" hatte er schon paradoxe Therapiestrategien entworfen, die "konstruktives" Wehren von Patienten befördern sollten.
Übungsaufgabe 11.: Können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie Widerstand geleistet haben und darauf besonders Stolz waren? Erläutern Sie diese Situation bitte in möglichst vielen Einzelheiten in Ihrer Arbeitsgruppe und beschreiben Sie, wie Sie aus dieser Situation gestärkt hervorgegangen sind.
2.2. Kritik der theoretischen Grundmuster
Unter anthropologischen Gesichtspunkten verdeutlichen solche Positionen, daß eine typische Möglichkeit von Menschen im Sinne eines Sicherheitsbedürfnisses darin besteht, sich bei Bedarf vor den Einflüssen anderer zu schützen. So stellt diese Sichtweise ein ethisches Optimum dar, dem wir vorbehaltlos folgen können. Trotzdem enthalten beide Ansätze auch Verzerrungen.
Die Sicht der humanistischen Psychologie muß unter pragmatischen Perspektiven kritisch umrissen werden. In bisherigen sozialen Situationen gesammelte Erfahrungsmuster können, wie etwa die Autismusdebatte zeigt (BETTELHEIM 1955), als Beziehungsabwehr so tief verankert sein, daß sie sich auch an einem "liebenden Menschen" als Gegenüber nicht einfach auflösen lassen. Sie bedürfen vielfach einer ausführlichen Psychotherapie, die über optimale Beziehungshaltungen hinaus geplante methodische Maßnahmen beinhaltet.
An der Position von FRANKL läßt sich kritisieren, daß sie an einem "Homo-Clausus"-Modell vom Menschen orientiert ist. Sie unterstellt, daß Individuen als "Inseln" mit trotziger Selbstgenügsamkeit überleben könnten. So scheint es wenig sinnvoll, Menschen in einer generellen Widerstandshaltung gegenüber all und jedem zu unterstützen. Es muß doch eher darum gehen, sie in situativ- und kontextbezogener Weise in ihrer Widerstandsfähigkeit zu fördern.
Wenn sich beide Ansätze unter instrumentellen Gesichtspunkten auch kaum zur Analyse sozialer Interaktionen eignen, machen sie uns aber aufmerksam, daß Widerstandsphänomene nicht unbedingt mit Pathologien einhergehen müssen, sondern eine selbstverständliche und oft sogar konstruktive Möglichkeit von Menschen in sozialen Interaktionen darstellen können.
Übungsaufgabe 12.: Widerstand kann auch konstruktive Effekte für ein Sozialsystem nach sich ziehen. Diskutieren Sie diese Hypothese im Hinblick auf Widerstand in einem organisatorischen und einem politischen System.
2.3. Anwendung der theoretischen Grundmuster in der Supervision
Im Zusammenhang von Supervision sind variable Sichtweisen von Widerstand unbedingt notwendig; denn Supervisoren müssen sich im Vollzug ihrer Arbeit laufend mit derartigen Phänomenen auseinandersetzen. So müssen sie sich immer fragen, wieviel "Sicherungsrecht" sie Supervisanden innerlich zugestehen und wieviel "Widerstandslust" sie unterstützen wollen.
2.3.1. Das "Sicherungsrecht" von Supervisanden
Vorrangig in der Teamsupervision, wo sich Supervisanden ihren Kollegen gegenüber "veröffentlichen", erhält dieses Postulat große Bedeutung; denn gerade hier können besondere Bloßstellungsängste auftauchen. Dann muß dem Sicherheitsbedürfnis von Supervisanden auch methodisch sehr differenziert Rechnung getragen werden.
Beispiel 22.: Zwei Mitarbeiterinnen einer Klinik, von denen die eine in einer formal hohen, die andere in einer informell hohen Position im Team stand, artikulierten vage Ressentiments einander gegenüber. Die Art, in der sie dies taten, erweckte bei der Supervisorin den Eindruck, sie schämten sich ihrer jeweiligen Gefühle, und vor allem, diese vor den anderen Kollegen auszubreiten. Da aber die Auseinandersetzungen mit diesen Gefühlen doch sehr wichtig schien, schlug die Supervisorin folgende Übung vor: sie sollten sich einander gegenübersetzen, sich anschauen und möglichst genau ihre jeweiligen Gefühle und Gedanken der anderen gegenüber "fließen" lassen, alles dieses aber nicht mitteilen. Nach einer gewissen Zeit, während derer völlige Ruhe im Team herrschte, lachten beide erleichtert auf und konnten sich nun vermitteln, daß sie miteinander konkurrieren. Über die Frage, worum diese Konkurrenz sich "dreht", klärten sie das Team nicht auf. Auf die anschließend geäußerten Vermutungen der Kollegen wurden sie ermuntert, nur insoweit einzugehen, als es ihnen angemessen erschien. Sie sprachen sich dann zu zweit weiter aus.
Wenn dem "Recht auf Widerstand" menschlich wie methodisch so deutlich Rechnung getragen wird, bildet dies auch eine modellhafte Basis für die eigene Arbeit der Supervisanden.
2.3.2. Die "Widerstandslust" von Supervisanden
In der supervisorischen Arbeit geht es vielfach um Problemkonstellationen, bei denen sich Supervisanden an ihrem Arbeitsplatz stark bedrängt fühlen. Dann tauchen Fragen auf, welches Ausmaß an Widerstand in welcher Form aktuell realistisch und angemessen ist. Auch in solchen Zusammenhängen kann es nicht gleichgültig sein, mit welcher Haltung Supervisoren die Supervisanden begleiten. Zu kurz gegriffene Unterstützung der "Widerstandslust" könnte hier oft verheerende Folgen für den Supervisanden haben.
Beispiel 23.: Der Geschäftsführer eines mittelgroßen Familienunternehmens war seitens des Firmeneigners immer wieder subtilen Kränkungen ausgesetzt. Die wenigen Male, die der Firmeninhaber überhaupt anwesend war, nutzte er, Entscheidungen des angestellten Managers freundlich aber bestimmt zu korrigieren. Dadurch entstehende ökonomische Einbußen lastete er allerdings jeweils dem Geschäftsführer an. Anläßlich einiger Aussprachen hatte sich die Situation leicht, aber nicht grundsätzlich verbessert und der Manager entwickelte eine so ausgeprägte Trotzhaltung, daß nicht nur seine Arbeit, sondern auch sein Privatleben darunter zu leiden begann. In dieser Krise suchte er mich als Supervisorin auf. Anläßlich der ersten Sitzung stellte der Manager in seiner Verzweiflung die Frage, wie sinnvoll, wie bekömmlich usw. es für ihn überhaupt sei, in der Firma zu bleiben oder ob er "den ganzen Krempel hinschmeißen" solle. Nach einer mehrstündigen Analyse der Ist-Situation in der Firma, der "Marktchancen" des Managers, der Frage nach alternativen Arbeitsplätzen usw., kam der Supervisand zu folgendem Ergebnis: "Im allgemeinen habe ich ja meine Ruhe und kann schalten und walten, wie ich will. Jeder andere Job wäre noch komplizierter. In einer Aktiengesellschaft werde ich durch Konkurrenzen im Haus nur zerrieben. Also muß ich hier noch sinnvollere Formen finden, wie ich den 'Quatsch' mit dem Inhaber bewältige."
Die supervisorische Unterstützung bestand nun darin, daß er sich mit dem komplizierten Verhältnis zwischen dem Firmeneigner und sich selbst auch aus dessen Sicht auseinandersetzte. Im Verlauf weiterer Rekonstruktionen stellte sich nämlich heraus, daß dieser aufgrund seines geringeren Bildungsniveaus und der aber real bestehenden Besitzverhältnisse immer mit Schuldgefühlen "einer Made im Speck" in der Firma auftauchte. Im Sinne von Kompensation griff er dann jeweils unvermittelt ein, um sich als Firmeneigner zu legitimieren. Als der Manager diesen Zusammenhang erkannte, konnte er sich besser mit seiner Situation "versöhnen". "Ihm gehört halt der Krempel, aber leicht ist das auch nicht. Ich jedenfalls kann diese Verhältnisse nicht ändern. Es macht aber auch keinen Sinn, wenn ich jetzt ständig auf Opposition mache."
Tatsächlich zeigte sich im weiteren Verlauf, daß die Interaktion zwischen ihm und dem Firmeneigner vorher schon unterschwellig eskaliert war. Ohne es sonderlich zu beachten, hatte der Manager den Firmenchef immer wieder fühlen lassen, daß er nichts "versteht" und dieser, daß er auch nicht alles "richtig macht". Im weiteren Verlauf veränderte sich diese "geheime" Rollenzuweisung in der Weise, daß der Firmeneigner sich personell immer stärker aus dem Betrieb löste und eine neue Firma gründete.
Hier wäre eine oberflächliche und ausschließliche Unterstützung der Widerstandshaltung des Managers sicher in vielfältiger Weise ungünstig gewesen. Erst eine umfassende Rekonstruktion legte die Gesamtproblematik frei.
3. Widerstand als interaktional erzeugtes Phänomen
Auch die ausschließlich individualisierende Sicht von Widerständen blieb nicht unwidersprochen.
Schon bei jüngeren psychoanalytischen Autoren finden wir häufig eine Perspektive, wonach Widerstände als "technische" Widerstände (THOMÄ/KÄCHELE 1988) durch Qualifikationsmängel des Therapeuten induziert sein können.
3.1. Die theoretischen Grundmuster
Besondere Beachtung finden induzierte Widerstände in kommunikations- und hypnotherapeutischen Ansätzen. Autoren dieser Schulen neigen generell dazu, Widerstände des Klienten dem Therapeuten anzulasten. Aus ihrer Sicht entstehen Widerstände immer dann, wenn der Therapeut die "falsche" Methodik oder den "falschen" Ansatz verwendet.
3.1.1. Widerstand in der Hypnotherapie
Milton ERICKSON (HALEY 1963) als "Gründervater" moderner Hypnotherapie nahm hier eine vollkommen konträre Position zur klassischen Psychoanalyse ein. Er fühlte sich gerade bei sogenannten resistenten Patienten herausgefordert, noch qualifiziertere therapeutische Strategien zu entwickeln als bisher. Aus seiner spezifischen hypnotherapeutischen Sicht ist der Widerstand eines Patienten immer nur durch Minderqualifikationen des Therapeuten verursacht.
3.1.2. Widerstand in der Kommunikationstherapie
HALEY (1963) argumentiert noch grundsätzlicher, daß nicht nur durch einzelne methodische Maßnahmen, sondern durch einen gesamten psychotherapeutischen Ansatz bzw. seine Interaktionsstrategien, Widerstände induziert werden können. Dabei sei gerade das psychoanalytische Behandlungssetting mit seinen Regeln dazu angetan, umfassende Widerstände zu erzeugen. Im Anschluß an WATZLAWICK et al. (1967) interpretiert er die psychoanalytische Situation als Double-Bind-Kommunikationsform. Die konzeptspezifische Interaktionsstruktur, bei der der Therapeut die Botschaft "sei spontan, offen, ehrlich usw." sendet, also fordert, was nicht gefordert werden kann, führe den Patienten ganz konsequent zu Widerstandshaltungen.
3.2. Kritik der theoretischen Grundmuster
Diese Perspektiven entsprechen unseren anthropologischen Prämissen insofern, als interaktive Phänomene immer auch als aktuell beidseitig erzeugte, also zirkuläre Phänomene diagnostizierbar sind.
Diese Sichtweise entspricht auch unserem Postulat, wonach professionelle Relationen als Subjekt-Subjekt-Beziehungen anzulegen sind. In diesem Sinn sollten nicht nur auf Seiten des "Unterlegenen", sondern auch auf Seiten des dominanten Partners Fehler eingestanden werden.
Aus Sicht von ERICKSON oder HALEY wirkt das klassische Widerstandskonzept eher als "Exkulpationsstrategie" von Therapeuten (SHAPIRO 1972, zit. nach PETZOLD 1981 a), d.h. sie können mit Hilfe des klassischen Ansatzes immer ihre eigenen Schwächen kaschieren.
Einschränkend sei allerdings angemerkt, daß die methodischen Strategien hypno- oder kommunikationstherapeutischer Autoren vielfach objektivierende Positionen enthalten, die in keiner Weise unseren anthropologischen Prämissen entsprechen. So scheint bei ERICKSON oder HALEY jede Methode anwendbar, wenn sie nur Effekte erzeugt, also in unserem Zusammenhang, wenn sie Widerstände des Klienten zu vermeiden hilft.
3.3. Anwendung der theoretischen Grundmuster in der Supervision
Grundsätzlich muß auch jeder Supervisor der Tatsache Rechnung tragen, daß er
- durch seine Methodik oder
- durch seinen Interaktionsstil bzw. durch die Anforderungen, die er durch diesen direkt oder indirekt an den Supervisanden heranträgt, Widerstände induzieren kann.
- Und auch ein Supervisor sollte seine eigenen Schwächen, wenn sie zu Widerständen bei Supervisanden führen, nicht mit Hilfe des klassischen Widerstandsansatzes zu kaschieren suchen.
Übungsaufgabe 13.: Können Sie sich an eine Situation erinnern, wo ein Vorgesetzter gegenüber seinen unterstellten Mitarbeitern Fehler eingestand? Können Sie sich erinnern, wie diese darauf reagierten? Diskutieren Sie bitte die generellen Effekte von "Ehrlichkeit" bei Vorgesetzten in Ihrer Arbeitsgruppe.
3.3.1. Methodisch induzierter Widerstand in der Supervision
Durch methodische Fehler kann auch die supervisorische Interaktion erschwert oder verhindert werden. In der Supervision muß nämlich jede methodische Maßnahme auf die Zielgruppe, auf das Setting und auf die Thematik abgestimmt sein. Im anderen Fall aktiviert der Supervisor umfassenden Widerstand. Dies gilt ganz besonders für "unübliche" Arbeitsweisen, wie sie für den hier beschriebenen Ansatz typisch sind.
Beispiel 24.: Ein Personalberater wurde von einer Textilfirma zur Supervision ständig miteinander kooperierender Führungskräfte bestellt. Im Verlauf der Vorgespräche zeigte sich, daß die Mitarbeiter dieses Traditionsunternehmens viel Wert auf korrekte Umgangsformen, korrekte Kleidung usw. legten. Um die "steife Bande aufzumöbeln", überlegte sich der Personalberater eine Eingangsübung, bei der die Teilnehmer mit Fingerfarben auf große Rollen Packpapier ihre aktuelle Situation in der Organisation malen sollten. Mit diesem "Ansinnen" hatte er aber Veränderungsbereitschaft und -vermögen der Führungsmannschaft vollkommen überschätzt. Sie verweigerten geschlossen die Teilnahme an der Übung. Immerhin gelang es dem Berater, aus dieser Sequenz eine sehr ergiebige Gesprächsrunde über ihre unternehmens-kulturellen Muster zu machen. Die Möglichkeit, kreative Materialmedien oder erlebnisaktivierende Arbeitsformen überhaupt einzusetzen, ging aber dadurch für einen gewissen Zeitraum verloren.
3.3.2. Konzeptionell induzierter Widerstand in der Supervision
Auch in der Supervision kann durch die Wahl des Ansatzes und den in ihm transportierten Interaktionsstil Widerstand bei Supervisanden erzeugt werden.
In diesen Zusammenhang gehören "Schweigespiele" in der Supervision. Wenn sich ein Supervisor übertrieben abstinent verhält, und damit den Supervisanden zur Darstellung seiner Praxisthemen "zwingen" will, fordert er fast automatisch den Widerstand des Supervisanden heraus. In solchen Fällen kann sich ein zähes Ringen um die Frage ergeben, wer hier die Beziehung "kontrolliert", d.h. wer wem "unbekömmliche" Interaktionsmuster diktiert.
Übungsaufgabe 14.: Stellen Sie sich bitte vor, Sie suchen einen Supervisor auf, der sich betont zurückhaltend verhält. Wie würden Sie sich fühlen und was würden Sie tun?
3.3.3. Widerstand durch die Person des Supervisors
Im Verlauf von Supervision können selbstverständlich auch Stagnationen im Entwicklungsprozeß von Supervisanden auftreten, die durch die Person des Supervisors verursacht sind. Ebenso ist es möglich, daß Supervisanden berechtigterweise Ärger oder Wut entwickeln und den Supervisor kritisieren. Hier wäre es sicher auch eine unangemessene "Exkulpationsstrategie", den Supervisanden jeweils nur "Widerstand" zu unterstellen. Für den Fortgang von Supervision ist es vielfach sogar günstig, wenn der Supervisor sich und dem Supervisanden eingesteht, daß der Ärger des Supervisanden auf seine Arbeitsweise zurückzuführen ist oder daß er durch sein Vorgehen Widerstände erhöht hat.
Beispiel 25.: Im Verlauf der Teamsupervision einer "hierarchiefreien" Organisation hatten die bis dahin informellen Führer auch ihre formale Designierung gegenüber Trägervertretern und dem Team durchgesetzt. Von diesen beiden "Vorgesetzten", ein Mann und eine Frau, wurde der Mann aufgrund seiner ruhigen und besonnenen Art von dem geschlechtgemischten Team ausgesprochen gut auch als formale Führungsfigur angenommen. Die Frau dagegen betrachteten sie zwar ebenfalls als fachlich hoch qualifiziert, brachten ihr aber aufgrund ihrer gelegentlichen Überaktivität, die durch betont dominante Haltungen begleitet sein konnte, eine Fülle von offenen und verdeckten Ressentiments entgegen.
Im Verlauf einer Supervisionssitzung beklagte sich nun diese Vorgesetzte über indirekte und z.T. eher kindliche Widerstandshaltungen einzelner Teammitglieder. Die Supervisorin ging im Verlauf der Bearbeitung primär auf die an sich auch berechtigten Vorwürfe der soeben designierten Vorgesetzten ein, während sie die Anliegen der Kontrahenten weniger beachtete. Diese zogen sich im Verlauf der weiteren Sequenz immer stärker zurück und verweigerten also auch wieder indirekt ihre konstruktive Beteiligung. So demonstrierten sie ihre spezifische Form des Widerstandes auch in der Supervision. In der nachfolgenden Sitzung artikulierten einige zuerst zaghaft, dann immer bestimmter, daß sie beim letzten Mal sehr unzufrieden aus der Supervision gegangen seien.
Die Supervisorin hatte nach nochmaligem "Nachspüren" selbst den Eindruck, daß sie parteiisch gewesen war. Auf dem Hintergrund einer Überidentifikation mit der komplizierten Lage der Leiterin, die sie in ähnlicher Form selbst schon erlebt hatte, konnte sie nicht sofort erkennen, daß der Widerstand der Mitarbeiter ein wichtiges Signal gewesen war.
Als sie dem Team gegenüber diesen Zusammenhang darstellte, atmeten die meisten erleichtert auf. Daraufhin konnte die Interaktionsproblematik des Teams besser entwirrt werden.
Solche Selbsteröffnung von Supervisoren hat auch Modellcharakter. Die Supervisanden lernen hier quasi life einen menschlich angemessenen Umgang mit "Widerständen".
4. Widerstand als kontextuelles Phänomen
"Widerstand" läßt sich nun aber auch als Phänomen betrachten, das durch den aktuellen Kontext erzeugt wird. Auch hierzu finden wir in der Literatur Hinweise.
4.1. Das theoretische Grundmuster
In Abgrenzung zur klassischen Definition von "Widerstand" als individuellem psychopathologischem Phänomen konzipierte KOHUT (1977) eine Widerstandsform, dem beide entscheidenden Bestimmungsmerkmale fehlen. Als "unspezifische narzißtische Widerstände" bezeichnet er Widerstandskonstellationen, die personenunabhängig und nicht-krankhaft sind. KOHUT postuliert, daß diese Widerstandsart prinzipiell bei jedem Menschen auftreten kann, wenn er in bestimmten Situationen bzw. bestimmten Kontexten seine Selbstachtung gefährdet sieht oder noch nicht übersehen kann, wie sie zu wahren ist. Insbesondere in noch unbekannten sozialen Zusammenhängen, wie etwa zu Beginn einer Psychoanalyse anläßlich von Vorträgen usw. träten solche Phänomene auf.
Übungsaufgabe 15.: Erinnern Sie sich bitte an Situationen, wo Sie erst eine innerliche Barriere überspringen mußten, um spontan zu handeln? Versuchen Sie bitte in Ihrer Arbeitsgruppe solche Situationen nach bestimmten Merkmalen zu klassifizieren.
4.2. Kritik des theoretischen Grundmusters
Mit diesem Ansatz lassen sich Erscheinungen strukturieren, die jedem Menschen selbst schon begegnet sind. Widerstand im Sinne von "Beklommenheit", "Zurückhaltung", usw. erhält in diesem Ansatz den Status des Selbstverständlichen.
Aus alltagsweltlicher Perspektive läßt sich der Gehalt des Ansatzes im Prinzip als trivial bezeichnen. Aus der Sicht des klassischen Widerstandskonzeptes stellt er aber eine Novität in der psychotherapeutischen "Szene" dar. Auf dem Hintergrund dieses Ansatzes lassen sich nämlich nun viele Widerstandserscheinungen als "normal" bzw. als durch die Situation erzeugt betrachten.
4.3. Anwendung des theoretischen Grundmusters in der Supervision
Unter Verwendung dieses Ansatzes läßt sich behaupten, daß auch Supervision situative Implikationen enthält, die insbesondere in den ersten Phasen von Supervision fast automatisch zu unspezifischen Widerständen führen. Jede supervisorische Situation enthält zwei Bestimmungsmerkmale, durch die Supervisanden potentiell ihre Selbstachtung gefährdet sehen:
- Die asymmetrische Rollenstruktur und
- den "Zwang" zur Selbsteröffnung.
4.3.1. Widerstand aus der asymmetrischen Rollenstruktur von Supervision
Die Rollenstruktur wird notwendigerweise immer als asymmetrisch erlebt. Aus dieser Konstellation resultiert zumindest latente, wenn nicht offene Kränkungsangst. Der 50-jährige Theologe oder Arzt, der schon manches Schwierige in seinem Leben gemeistert hat und im allgemeinen selbst in dominanten Positionen steht, wird zumindest unbewußt wachsam sein, daß er sich nicht unangemessen "unterwerfen" muß.
Supervisoren sollten dieser Tatsache wie selbstverständlich Rechnung tragen und alles vermeiden, was Kränkungsängste unnötig verschärft. Das bedeutet vorrangig, daß Asymmetrie durch die mitmenschliche Haltung nie unnötig vertieft werden soll.
4.3.2. Widerstand aus dem "Zwang" zur Selbsteröffnung in der Supervision
Supervisanden sind auch immer mit dem Problem konfrontiert, daß sie sich einem noch fremden Menschen gegenüber menschlich wie fachlich "bloßstellen" müssen. Da es in der Supervision um die kritische Analyse und Bewertung der Praxis von Supervisanden geht, setzt sich jeder Supervisand dem Risiko aus, daß seine menschlichen und fachlichen Defizite thematisiert werden.
Dabei unterscheiden sich Supervisanden ganz erheblich im Hinblick darauf, ob sie stärker durch das Aufdecken persönlicher oder fachlicher Defizite kränkbar sind. Supervisanden aus ökonomischen oder technischen Arbeitsfeldern sind im allgemeinen ängstlicher gegenüber dem Aufdecken personaler Probleme, während sie Sachprobleme ihrer Arbeit oftmals unkomplizierter verhandeln. Supervisanden aus sozialen Arbeitsfeldern dagegen sind durch ihre tagtäglichen Aktivitäten vielfach besser darauf vorbereitet, daß Probleme ihrer Arbeit auch durch ihre Persönlichkeit verursacht sein können. Trotzdem finden wir auch hier viele oft nur gut kaschierte Kränkungsängste.
Professionelle sozialer Arbeitsfelder sind in ihrer Praxis letztlich immer als ganze, selbstverantwortliche Menschen gefordert. Kritik an ihrer Arbeit wird deshalb häufig als Kritik an ihrem existentiellen So-Sein begriffen. Eine weit verbreitete Widerstandsstrategie im sozialen Bereich, die Berufsidentität vor "Kritizismen" von Supervisoren zu bewahren, besteht dann darin, beruflichen Themen immer mehr auszuweichen. Wir finden häufig eine große Bereitschaft, Arbeitsprobleme auf die eigenen frühkindlichen Stadien, also einen quasi verantwortungslosen Zustand, zu verlagern. Supervision ist dann oft unangemessen stark psychotherapeutisch akzentuiert. Insbesondere bei der Supervision von Psychotherapeuten läßt sich diese Form unspezifischer Widerstände häufig finden (SCHREYÖGG 1989).
Nun birgt die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit immer ein hohes Kränkungsrisiko. In der Moderne und Postmoderne ist Arbeit ein wichtiger identitätsstiftender Faktor (BÖHME 1985). Aus diesem Grund beinhaltet Kritik, die an der eigenen Leistung geübt wird, immer ein bedrohliches Moment. Supervisoren sollten dieser Tatsache ganz umfassend Rechnung tragen und jede mögliche Kränkung in einem "inneren Rollentausch" auf ihre Konsequenzen beim Supervisanden überprüfen.
5. Widerstand in und gegenüber Gruppen
Durch die Entwicklung gruppentherapeutischer Modelle bekam auch die Diskussion um Widerstände neue "Nahrung". Statt nur von individuellen Widerständen zu sprechen, tauchten Ansätze zu gruppalen Widerständen auf. Wenn die Gruppe nicht nur als Summe von Einzelindividuen, sondern als soziales System in den Blick kommt, liegt es nahe, auch gruppale Widerstandsphänomene zu postulieren.
5.1. Die theoretischen Grundmuster
Wir finden hier zwei unterschiedliche Positionen: den Gruppenansatz von BION und den Gruppenansatz von PAGES.
5.1.1. Der Ansatz von BION
Wie im Zusammenhang mit "Übertragung" schon erläutert, postuliert BION (1961), daß Kleingruppen bei den Mitgliedern vorödipale Urängste aktivieren. Die als Mutterleib phantasierte Gruppe evozierte Sehnsucht nach Bedürfnisbefriedigung und Trennungsschmerzen gleichermaßen. Die daraus resultierenden Spannungen manifestieren sich nach BION in kollektiven Widerstandsphänomenen, in sogenannten Grundannahmen. Die "basic assumptions" sind dann gruppale Haltungen, die als aktive oder ruhende Bereitschaften jeder Kleingruppe innewohnen. Sie können als unbewußte kollektive Muster von Moment zu Moment variieren. BION unterscheidet diese kollektiven Widerstände nach drei Kategorien:
(1) Die Gruppenmitglieder suchen als "abhängige Gruppe" Schutz bei einer oder mehreren Personen der Gruppe, die sie zum Führer stilisieren.
(2) Die Gruppenmitglieder kämpfen als "Kampf-Flucht-Gruppe" gegen irgend etwas oder gegen irgend jemanden. Im Sinne eines paranoiden Systems schließen sie sich gegen "feindliche Mächte" zusammen.
(3) Die Gruppenmitglieder entwickeln als "Paarbildungsgruppe" jeweilige Zweiergemeinschaften.
Nach BION dienen alle drei innergruppalen Strukturmuster als kollektive Widerstandsformen der Angstreduzierung. Im Verständnis von BION ist es Aufgabe des Gruppenleiters, den Gruppenmitgliedern diese Muster möglichst intensiv erlebbar zu machen. Unter Verwendung eines extrem abstinenten Leiterstils sollen sich dann die "Grundannahmen" in möglichst prägnanter Form aktualisieren.
Diese diagnostische und methodische Perspektive bezieht BION auch auf Arbeitsgruppen.
5.1.2. Der Ansatz von PAGES
Kollektive gruppale Widerstände werden auch bei PAGES (1968) postuliert. Er wendet allerdings gegen die psychoanalytischen Interpretationen von BION ein, daß es verkürzt sei, Beziehungen immer nur auf dem Hintergrund des familialen Modelles zu beschreiben. Die bevorzugte Position der Psychoanalyse, Beziehungen als Wiederholung früher Muster zu deuten, verkürze menschliche Interaktionen auf "Haben-Beziehungen". Auf dem Hintergrund existential-philosophischer Sichtweisen meint PAGES, daß jedes Mitglied einer Gruppe in Konfrontation mit sozialen Kollektiven seine real gegebene existentielle Einsamkeit noch einmal erlebt. Der Widerstand gegen diese schmerzliche Erfahrung aktualisiere sich durch die Begegnung mit dem Du. Die von BION beschriebenen gruppalen Erscheinungen interpretiert PAGES als kollektive Affekte gegen individuelle Einsamkeit.
PAGES beabsichtigt mit seiner Gruppenarbeit folgendes: Die Mitglieder sollen nach Phasen kollektiven Widerstands gegen existentielle Einsamkeit zur Akzeptanz dieser Einsamkeit geführt werden. Erst aus einer akzeptierten Einsamkeitsposition könne nämlich authentische Solidarität und echte Begegnung der Gruppenmitglieder untereinander entstehen.
Wie BION bezieht auch PAGES seinen Ansatz auf Arbeitsgruppen bzw. Teams.
5.2. Kritik der theoretischen Grundmuster
Den Ansatz von BION müssen wir ausgesprochen kritisch bewerten. Unter instrumentellen Gesichtspunkten ist zu fragen, ob es sich bei den von BION postulierten sogenannten Grundannahmen nicht um technische Widerstände handelt, die durch den abstinenten Leiterstil als Artefakte produziert werden. Selbst wenn BIONs Hypothesen Geltung beanspruchen könnten, bleibt schwer begreiflich, warum eine Arbeitsgruppe so exzessiv mit frühesten Angstformen konfrontiert werden soll, bzw. die Gruppenmitglieder so umfassend infantilisiert werden müssen.
Und aus anthropologischer Perspektive beinhaltet der Ansatz eine Reduktion auf das frühkindliche Triebschicksal. Deshalb können wir den Ansatz weder als Analysemuster, noch als methodische Grundlage integrieren.
Die von PAGES entfaltete Sicht dagegen läßt sich als Analysemuster durchaus in unseren Ansatz integrieren, weil hier eine Grundkonstante menschlichen Seins angesprochen wird, von der auch Arbeitsprozesse oft überlagert sind.
Nicht integrierbar ist der Ansatz von PAGES als Handlungsmodell, denn es kann nicht zentraler Gegenstand von Supervision sein, die Supervisanden ihre existentielle Ein-samkeit erleben zu lassen.
5.3. Anwendung der theoretischen Grundmuster in der Supervision
Die von PAGES entfaltete Sicht kollektiver Phänomene hat auch für supervisorische Situationen und vor allem für die Gruppensupervision eine gewisse Bedeutung. Im Verlauf seiner Arbeit erlebt jeder Praktiker, daß er in seiner Praxis allein auf sich gestellt ist. Diese in der Regel unbewußte Erfahrung trägt er auch in die Gruppensupervision. Die Arbeitsgruppe verheißt für manche Supervisanden im Sinne überinterpretierter Nähe, daß die Mühsal einsamer Entscheidungen endlich überwunden ist.
Ein wesentlicher Effekt von Gruppensupervision für den einzelnen Teilnehmer kann es dann im Anschluß an PAGES sein, daß jedes Gruppenmitglied deutlich gewahr wird, wie einsam es mit seiner Arbeitssituation bleibt. Dieses Faktum kann es aber auch an den anderen Gruppenmitgliedern wahrnehmen. Aus solcher Erkenntnis resultiert dann neue Solidarität untereinander. Statements wie "Mensch, du hast es aber auch nicht leicht, jetzt dachte ich, nur bei mir ist alles so mühsam", signalisieren solche authentische Solidaritätserfahrung.
6. Widerstand in und gegenüber Organisationen
Seit den 60er Jahren wurden auch Widerstandsphänomene in arbeitsweltlichen Systemen thematisiert (z.B. COCH/FRENCH 1960, WATSON 1966 u.a.). Unter der Bezeichnung "resistance to change" faßten Autoren Veränderungswiderstände zusammen, die von den Organisationsmitgliedern mobilisiert wer-den, wenn in Unternehmungen, Verbänden usw. Neuerungen eingeführt werden sollen.
Indikatoren für diese Widerstandsform reichen von einfachen Informationsfragen der Organisationsmitglieder bis zur Zerstörung von Maschinen, Fabrikbesetzungen usw. (vgl. STEINMANN et al. 1981).
6.1. Die theoretischen Grundmuster
Bei der Auseinandersetzung mit kollektiven organisatorischen Widerstandsphänomenen lassen sich heute zwei grundlegende Denkfiguren unterscheiden, die allerdings oft kombiniert verwendet werden.
- Die eine verortet Ursachen für organisatorische Widerstände in formalen organisatorischen Mustern,
- die andere in informellen Besonderheiten.
6.1.1. Formale Muster als Basis von Widerstand
Organisatorische Systeme verfügen in der Regel über eine formale Struktur mit entsprechender Aufgabenverteilung, Hierarchisierung usw., die auch eine spezifische Ressourcenverteilung mit sich bringt.
Wenn nun umfassende Veränderungen durchgeführt werden sollen, ist es geradezu selbstverständlich, daß die Organisationsmitglieder beunruhigt sind, ob und wie die Veränderungen zur Reduzierung ihrer Privilegien, ihrer Ressourcen usw. führen (WATSON 1966).
Besonders ausgeprägte Widerstände kollektiver Art finden wir dort, wo die Mitarbeiter an der Planung nicht beteiligt sind (STEINMANN et al. 1981). In solchen Fällen koalieren die Mitglieder gegen eine "Obrigkeit", die sie in einen Ohnmachtsstatus verweist.
Die Essenz solcher Überlegungen ist, daß möglichst alle Organisationsmitglieder, die von neuen Planungen betroffen sind, schon im Vorfeld an den Planungsprozessen beteiligt werden (ebenda).
6.1.2. Informelle Muster als Basis von Widerstand
Jedes organisatorische System enthält aber weit über seine planmäßigen Muster hinaus informelle. Schon LEWIN antizipierte, daß sich in einer Organisation kollektive Normen und Standards herausbilden, die nur schwer zu verändern sind (WATSON 1966).
Besonders verdichtet lassen sich solche Muster mit Hilfe des Begriffes der "Organisationskultur" beschreiben. Wie sich anhand der Bestimmungsmerkmale von SCHEIN (1984) verdeutlichen läßt, handelt es sich bei organisationskulturellen Mustern oft um ausgeprägte Sinnsysteme, die kollektiv gebildet und kollektiv gewahrt werden. Unter organisationskultureller Perspektive zieht jede geplante Veränderung eine mehr oder weniger deutliche Wandlung der Organisationskultur nach sich.
Organisatorische Veränderungsmaßnahmen werden dann von den Organisationsmitgliedern jeweils als kulturbedrohendes Moment erlebt (LORSCH 1986). Und die in einer Organisation mobilisierten Widerstände sind dann umso ausgeprägter, je "stärker", also geschlossener eine Kultur als Sinnsystem ist (SCHREYÖGG, G. 1987).
Für organisationsverändernde Maßnahmen resultiert aus dieser Sicht, daß gerade Widerstandshaltungen sorgsam zu beachten sind; denn, wie KLEIN (1976) zeigt, enthalten gerade sie wichtige Hinweise auf die informellen Muster eines Systems. Und wie NEVIS (1987) vorschlägt, sollten sie immer gut in den Planungsprozeß einbezogen werden.
Übungsaufgabe 16.: Haben Sie schon einmal erlebt, daß ein soziales System, dem Sie angehörten, umstrukturiert wurde? Welche Widerstände konnten Sie feststellen? Wie haben sie sich geäußert? Wie wurden sie bei der Veränderung berücksichtigt? Diskutieren Sie diese Phänomene bitte in ihrer Arbeitsgruppe.
6.2. Kritik der theoretischen Grundmuster
Unter instrumentellen Gesichtspunkten spiegeln beide Denkfiguren in ihrer Kombination zentrale Besonderheiten von Organisationen und dementsprechend auch von potentiellen Widerständen. Sie eignen sich deshalb auch gut dazu, solche zu erklären.
Unter anthropologischen Gesichtspunkten gilt, was sich für alle organisations-theoretischen Muster kritisch anmerken läßt, daß sie die soziale Determinierung von Menschen überbetonen.
Gleichzeitig implizieren beide Erklärungsmuster eine Sicht von Widerständen, die auch Organisationsmitgliedern das menschliche Recht zuspricht, Widerstand zu leisten. Besonders im zweiten Ansatz wird indirekt Widerstand als kollektives Sicherungsphänomen begriffen.
Beide Ansätze lassen sich in unser Theorieuniversum integrieren.
6.3. Anwendung der theoretischen Grundmuster in der Supervision
Wenn Supervisoren organisatorische Veränderungen einleiten bzw. begleiten, sollten sie diesen Widerstandsansätzen Rechnung tragen.
Im Verständnis des ersten Ansatzes ist zunächst relevant, daß möglichst alle Organisationsmitglieder, die von Neugestaltungen betroffen sind, in geeigneter Weise am Planungsprozeß beteiligt werden. Und es ist zu bedenken, daß viele oft gänzlich irreale Ängste mobilisiert werden, wenn eine neue Stellenverteilung und ähnliches etabliert werden soll.
Im Verständnis des zweiten Ansatzes müssen Supervisoren auch den spezifischen kulturellen Mustern eines Systems Rechnung tragen. Dabei ist dann gerade denjenigen Organisationsmitgliedern besondere Beachtung zu schenken, die als "Kulturhüter" ausgeprägt starke oppositionelle Regungen zeigen. Gerade diesen Widerständen kommt nämlich eine Indikatorfunktion zu, wie eine realisierbare Neugestaltung zu denken ist.
Beispiel 26.: Ein alternativer Verlag hatte durch sein Größenwachstum ein Stadium erreicht, in dem die bisherigen improvisatorischen Kooperationsformen der Firmenmitglieder untereinander laufend zu Komplikationen führten. Eine Reihe von Mitgliedern der Kooperative war der Meinung, daß jetzt formale Regelungen im Hinblick auf die Aufgabenverteilung ausgearbeitet werden müßten, ein anderer Teil der Organisationsmitglieder stellte diese Ambition immer wieder in Frage. In dieser Situation zogen sie mich zu einer ihrer Klausurtagungen hinzu. Im Verlauf mehrtägiger Sitzungen entwickelten die Organisationsmitglieder eine Struktur formaler Aufgabenverteilungen untereinander, wobei die einzelnen Positionen jeweils sehr differenziert ausdiskutiert wurden. Insbesondere ein Mitglied artikulierte dann immer wieder deutliche Einwände zu unterschiedlichsten Fragestellungen. Die beabsichtigte Formalisierung als organisatorische Veränderung von improvisierten zu klar strukturierten Binnenverhältnissen erzeugte diffusen Widerstand. Es zeigte sich, daß gerade dieses Mitglied die ursprünglichen Intentionen der Unternehmensgründer besonders prägnant verkörperte. Nachdem der daraus resultierende Widerstand als "kulturbewahrendes" Moment eruiert war, ergaben sich wichtige neue Perspektiven für die geplante Veränderung. Das spezifische alternative Imageprofil des Verlages mit etwas "chaotischen" Erscheinungsformen hatte letztlich zu seinem Erfolg bei den Konsumenten beigetragen, und so mußte ihm auch bei allen Innovationen der Binnenstrukturierung Rechnung getragen werden. Auf dem Hintergrund dieser Erkenntnis konnten dann die "Formalisierer" einen Teil ihrer strukturierenden Schärfe zurücknehmen. Den "Kulturbewahrern" gelang es dann leichter, sich auf aktuelle notwendige Neuregelungen einzulassen.