Die Königsdisziplin der Supervision
Dr. Astrid Schreyögg
Einleitung
Die Teamsupervision stellt für jeden Supervisor die Königsdisziplin der Supervision dar. Sie zu beherrschen bedeutet, einem Dirigenten vergleichbar, eine Vielzahl von sozialen Elementen zu beobachten und eventuell auch zu steuern. Da sind zum einen die einzelnen Supervisanden, also die Menschen, die an einer Supervision teilnehmen, mit ihren Anliegen, so wie sie in die Gruppenstruktur und -kultur des Teams integriert sind. Da ist das organisatorische System mit seiner hierarchischen oder nicht hierarchischen Struktur und Organisationskultur als Teamhintergrund. Außerdem spielt noch die Gesamtorganisation mit ihren übergeordneten Systemen eine Rolle. Und der Klient bzw. die Klienten? Natürlich sollen die Klienten den Mittelpunkt des Geschehens bilden. Sie sind zwar in der Regel nicht anwesend in der Supervision, sie bilden aber die wesentliche Ursache für die Treffen der Teammitglieder. Die Teammitglieder sollen die Klienten planmäßig beeinflussen. Das tun sie mithilfe von pädagogischen, psychologischen, psychotherapeutischen und sonstigen Konzepten. Daneben wirken die Mitarbeiter aber auch nicht planmäßig auf ihre Klienten durch heimliche Vorlieben, Abneigungen usw. Gleichzeitig beeinflussen aber umgekehrt auch die Klienten durch die tagtäglichen Interaktionen die Mitarbeiterschaft. Das tun sie selten planmäßig, aber permanent und von den Mitarbeitern vielfach ganz unbemerkt. Alles das lässt sich in der Supervision eines Teams zur Sprache bringen.
Die Teamsupervision stellt heute das Setting dar, das sicher am häufigsten nachgefragt und somit auch am häufigsten praktiziert wird. Die große Verbreitung dieses Settings resultiert vermutlich daraus, dass es nicht nur von den Supervisanden, sondern auch von deren Organisationen nachgefragt wird. Bei Teams handelt es sich nämlich oftmals um schwach strukturierte organisatorische Einheiten, die man durch Supervision fachlich und/oder strukturell zu stabilisieren sucht. Die Supervisanden wählen zwar in der Regel ihren Supervisor selbst aus, „bewilligt“ und finanziert wird er aber von der jeweiligen Organisation. Dadurch handelt es sich um ein Setting mit hoher institutioneller Anbindung. Das System, in dem die Teamsupervision stattfindet, beeinflusst dann auch die Ziele, die Themen und die Beziehungen der Supervisanden untereinander wie auch die zum Supervisor.
Nach einer Auseinandersetzung mit dem Teambegriff und den Charakteristika von Teams geht es in diesem Studienheft um die vielfältigen Facetten der Teamsupervision. Sodann sollen die heute bekanntesten Teamsupervisionsmodelle beschrieben werden.