Protestantismus und Coaching

Was hat Work-Life-Balance mit dem Protestantismus zu tun?


Der „Beruf“ nimmt in unser aller Leben einen zentralen Stellenwert ein. Viele Autoren sprechen von einer „Arbeitsgesellschaft“ und von Arbeit als „anthropologischem Bestimmungsmerkmal“ (Habermas 1968). Denn der Beruf definiert nicht nur den Status jedes Menschen und seiner Familie, er nimmt auch in unserem tagtäglichen Zeitbudget einen bedeutenden Raum ein. Oft beansprucht er sogar einen unmäßig großen Raum. Viele beklagen zwar diesen Zustand – ändern ihn aber nicht. Das gilt besonders für Führungskräfte.

Eine österreichische Autorengruppe, Helmut Kasper, Peter J. Scheer und Angelika Schmidt (2002), ermittelte in einer empirischen Untersuchung, dass von vielen Managern ihre Arbeit geradezu „erotisiert“ wird. Sie bildet den absoluten, hoch Prestige-geladenen Schwerpunkt ihres Lebens. Die Familie, kulturelle oder sonstige Lebensbereiche spielen eine vergleichsweise untergeordnete Rolle. Noch eindrücklicher zeigt die amerikanische Soziologin Arlie Hochschild (2002) in einer breit angelegten empirischen Studie, dass selbst in einer Firma, die ihren Mitarbeitern alle erdenklichen Freiräume im Hinblick auf ein Babyjahr oder ein Sabatical einräumt, diese Freiräume gar nicht in Anspruch genommen werden. Nach mehrjähriger Forschungsarbeit kommt die Autorin zu einem für sie selbst verblüffenden Ergebnis: Die Führungskräfte des Unternehmens, männliche wie weibliche, verbringen ihre Zeit viel lieber im Beruf als im häuslichen Umfeld. Wie lässt sich diese Dominanz des Beruflichen in modernen Lebensvollzügen erklären? Wie lässt sich diese Entwicklung historisch fassen, welche geistigen Strömungen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen haben dazu beigetragen?

Im vorliegenden Beitrag möchte ich zeigen, dass Arbeit, Beruf, ja unser gesamtes Wirtschaften in den letzten Jahrhunderten einem grundlegenden Wandel unterworfen waren. In diesem Wandlungsprozess, der heute im Zeitalter der Globalisierung sogar in einen „rigorosen Kapitalismus“ (Sennett 1998) mündet oder zu münden droht, spielen Religiosität – und dabei besonders der Protestantismus bzw. spezifische Ausgestaltungen des Protestantismus eine hervorstechende Rolle. Die Effekte dieser Entwicklung begegnen uns gar nicht selten bis heute im Coaching. Dann haben wir es mit Führungskräften zu tun, die nur noch ihrer beruflichen Aufgabe leben, die sich selbst so rigoros als „Arbeitstier“ sozialisiert haben, dass sie eine Krise im Beruf sofort „umhaut“, weil sie keinerlei Leben außerhalb ihrer Arbeit aufgebaut haben. Für diese Personengruppe erweist sich eine Rekonstruktion ihrer individuellen „Leistungsgeschichte“ auf dem Hintergrund des gesellschaftlich tradierten Protestantismus oft als wertvolles „Aha-Erlebnis“. Dieses vermag sie vielfach aus beruflichen Verkrampfungen zu lösen und damit gelegentlich auch die Entwicklung einer neuen Wertorientierung anzubahnen.


1. „Arbeit“ und „Beruf“ in der Moderne

Die Begriffe „Arbeit und „Beruf“ unterlagen in den letzten Jahrhunderten erheblichen Wandlungen. In der Antike galt Arbeit grundsätzlich als Aufgabe von Sklaven. Wohlhabende enthielten sich der Arbeit. Jede Tätigkeit, die dem Broterwerb diente, galt als anstößig. Eine Ausnahme stellte die jüdische Tradition dar. Im Sinne der alttestamentlichen Schöpfungsgeschichte, wonach Adam und Eva, nach ihrem Sündenfall aus dem Paradies vertrieben, „im Schweiße“ ihres „Angesichts“ arbeiten mussten, galt Arbeit als zentrale menschliche Aufgabe. Unter dieses „nachparadiesische“ Verdikt fiel auch das „Gebären“, im Englischen „Labour“, und damit die „Geburtsarbeit“ (Böhme 1985). Im europäischen Mittelalter tauchten dann ebenfalls erste Neuorientierungen im Hinblick auf Arbeit auf. So verkündete etwa Augustinus im Anschluss an Paulus: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Arbeit wurde deshalb in etlichen Mönchs- und Nonnenorden im Sinne von „ora et labora“ als Ordensgrundsatz propagiert. In Kommunitäten, die sich aus der mittelalterlichen Oberschicht rekrutierten, scheint allerdings das Ideal, wie es Thomas von Aquin lehrte, weiterhin in „eleganter Kontemplation“ bestanden zu haben (Heinz 1995).

Am Ende des Mittelalters, genauer gesagt, in der Reformationszeit, zeichnet sich dann eine grundlegende Wende ab. Wie ich im Weiteren beleuchten möchte, wandelte sich Arbeit im Protestantismus sogar zu einem zentralen Bestimmungsmerkmal menschlichen Daseins, ja sogar zur „Christenpflicht“. Mit der wachsenden Bedeutung der Städte kam es zu einer Aufwertung handwerklicher Arbeit, die schließlich mit der Berufskonzeption von Luther verknüpft wurde (Heinz 1995). Hier finden wir nach Meinung von Max Weber auch die Basis zur Entwicklung von „Arbeitsgesellschaften“ in westlichen Industrienationen. Dabei hat nicht nur der Begriff „Beruf“ seinen Ursprung im Protestantismus, durch bestimmte Glaubenssätze wurde, wie Weber aufmerksam machte, sogar der Grundstein für den späteren „kapitalistischen Geist“ gelegt (Weber 1904/1905).

Solche Neuorientierung manifestierte sich in frühen bürgerlichen Gesellschaften. So betonte Locke schon 1690, dass eine bürgerliche Existenz erst durch Arbeit legitimiert wird. Sein Postulat war, Eigentum entwickelt sich durch Fleiß. Wer also kein Eigentum besitzt, soll seine Arbeitskraft verkaufen und fleißig arbeiten. Während sich der Mensch in der Antike und im Mittelalter durch sein Eigentum definierte, beginnt er in der bürgerlichen Gesellschaft seine Identität auf Arbeit zu gründen (Böhme 1985).

Im 18. Jahrhundert propagierte dann Adam Smith in seinem Werk „The Wealth of Nations“ (1776, zit.n. Heinz 1995) Arbeit als Bestandteil eines generellen menschlichen Wohlstandes. Er propagierte das Streben nach Glück in materiellem und moralischem Sinn als zentrales Ziel. Als Maßstab zur Bewertung von Arbeitsleistungen galt ihm jetzt nicht mehr allein der Gebrauchswert eines Produktes, sondern die Relation von Lust versus Unlust bei der Produktion, also beim Produzierenden.

In der Philosophie des deutschen Idealismus wurde Arbeit in einem neuen Sinn thematisiert: Sie sollte der menschlichen Vervollkommnung dienen, als Kraft einen positiven zivilisatorischen Prozess vorantreiben. Bei Hegel diente Arbeit sogar zur Entwicklung von Selbstbewusstsein. Etwas zu produzieren, stärke, wie er meinte, die Identität eines Menschen. In der Realität bewege sich Arbeit aber in einem dialektischen Prozess zwischen Freiheit und Ausbeutung. Hier knüpfte Marx an, indem er behauptete: „Die ganze so genannte Weltgeschichte ist nichts anderes als die Erzeugung des Menschen durch menschliche Arbeit“ (zit.n. Böhme 1985, 165). Er beschäftigte sich umfassend mit Arbeit und mit der Entfremdung von und durch Arbeit. Und er setzte sich bekanntlich mit der Bedeutung von Arbeit für die Entstehung des Kapitalismus auseinander.

Wo aber nun Marx nach manifesten bzw. nach „objektiven“ Bedingungen fahndete, die zur Entwicklung des modernen Kapitalismus führten, suchte Weber die kollektiven Sinnsysteme der kapitalistischen Unternehmer zu rekonstruieren, den „Geist des Kapitalismus“, wie er es nannte (Weber 1904/1905). Und dabei stieß er auf Glaubenssätze des Protestantismus.


2. Die Bedeutung des Protestantismus für Arbeit und Beruf

Max Weber hatte sich seit Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn mit Phänomenen des Kapitalismus beschäftigt (Kaesler 2003). Angeregt durch eine Analyse des Volkswirtes Werner Sombart (1863-1941), der in seinem Werk „Der moderne Kapitalismus, verstehende Nationalökonomie“, versuchte, Erklärungen wirtschaftlicher Zusammenhänge auf eine historisch-soziologische Grundlage zu stellen, begann sich auch Weber, mit der geistesgeschichtlichen Basis des Kapitalismus zu befassen. Sombart hatte schon erarbeitet, dass sich im Kapitalismus Wirkungen des Calvinismus und des Quäkertums finden. Und so sah auch Weber immer deutlicher den Protestantismus als eine bedeutende Quelle für die Entstehung des modernen Kapitalismus. Für ihn lag die Auseinandersetzung mit protestantischen Sinnsystemen auch durchaus im Bereich seiner Erfahrung; denn seine Mutter war eine vergleichsweise strenge Protestantin (Kaesler 2003). Nun postulierte Weber aber keine einfache Wenn-dann-Beziehung in dem Sinne, „wenn protestantische Ethik, dann immer Kapitalismus“. Er argumentierte vielmehr, wenn kapitalistische Bedingungen bestehen und Menschen durch eine spezifische innerweltliche Askese Formen von Berufsethik hervorbringen, nur dann entwickelt sich der moderne Kapitalismus.

Weber war sich übrigens darüber im Klaren, dass die Gründer oder Vertreter der jeweiligen Religionsgemeinschaften keineswegs in der Konstituierung des „kapitalistischen Geistes“ ein Ziel ihrer Lebensarbeit gesehen hatten. „Die Kulturwirkungen der Reformation sind zu einem guten Teil, vielleicht sogar überwiegend, unvorhergesehene und geradezu ungewollte Folgen der Arbeit der Reformatoren“ (Weber 1904/1905, 50). Weber ging es auch nicht um eine Bewertung, ob der Protestantismus positiv oder negativ sei. Er wollte lediglich erklären, wie sich aus Glaubensüberzeugungen allgemeine Vorstellungen über das Leben in der Moderne und das Handeln in ihr entwickelt haben. Ein Schüler Max Webers, Martin Offenbacher, hatte 1901 in einer empirischen Untersuchung festgestellt, dass Protestanten überproportional häufiger beteiligt waren an Kapitalbesitz sowie an Unternehmen, und dass sie auch das höher qualifizierte Personal in Unternehmen stellten. Weber begann sich daran anschließend gezielt zu fragen, wie es in den ökonomisch besser entwickelten Ländern, der Schweiz, den Niederlanden, den USA und England möglich war, die „puritanische Tyrannei“ nicht nur über sich ergehen zu lassen, sondern wirtschaftlich so nachhaltig erfolgreich zu handeln. Er vermutete daraufhin, dass es sich um eine anerzogene geistige Eigenart handelte: die Neigung zum ökonomischen Rationalismus.

Da aber nicht der Protestantismus als solcher den Geist des Kapitalismus hervorbringen könne, sondern einzelne Menschen als Protagonisten von Ideen in ihren jeweiligen Bezugsgruppen, startete Weber (1904/05) seine Analyse mit einer Anleitung für junge Kaufleute von Benjamin Franklin. Diese gebe ich hier in Auszügen wieder (Franklin, Benjamin (1748): Advice to a young tradesman).


„Bedenke, dass die Zeit Geld ist: Wer täglich zehn Schillinge durch seine Arbeit erwerben könnte und den halben Tag spazieren geht, oder auf seinem Zimmer faulenzt, der darf, auch wenn er nur sechs Pence für sein Vergnügen ausgibt, nicht dies allein berechnen, er hat neben dem noch fünf Schillinge ausgegeben oder vielleicht weggeworfen.“

„Bedenke, dass Geld von einer zeugungskräftigen und fruchtbaren Natur ist. Geld kann Geld erzeugen, und die Sprösslinge können noch mehr erzeugen und so fort. Fünf Schillinge umgeschlagen sind sechs, wieder umgetrieben sieben Schillinge drei Pence und so fort, bis es hundert Pfund Sterling sind. Je mehr davon vorhanden ist, desto mehr erzeugt das Geld beim Umschlag, so dass der Nutzen schneller und immer schneller steigt. Wer ein Mutterschein tötet, vernichtet dessen ganze Nachkommenschaft bis ins tausendste Glied. Wer ein Fünfschillingstück umbringt, mordet alles, was damit hätte produziert werden können, ganze Kolonnen von Pfunden Sterling.“

„Neben Fleiß und Mäßigkeit trägt nichts so sehr dazu bei, einen jungen Mann in der Welt vorwärts zu bringen, als Pünktlichkeit und Gerechtigkeit bei allen seinen Geschäften. Deshalb behalte niemals erborgtes Geld eine Stunde länger, als du versprachst, damit nicht der Ärger darüber Deines Freundes Börse Dir auf immer verschließe.“

„Hüte dich, dass du alles, was du besitzest, für dein Eigentum hältst und demgemäß lebst. In diese Täuschung geraten viele Leute, die Kredit haben. Um dies zu verhüten, halte eine genaue Rechnung über deine Ausgaben und dein Einkommen. Machst du dir die Mühe, einmal auf die Einzelheiten zu achten, so hat das folgende Wirkung: Du entdeckst, was für wunderbar kleine Ausgaben zu großen Summen anschwellen, und du wirst bemerken, was hätte gespart werden können. usw.“

Weber merkt an, dass diese Ausführungen nicht einfach nur rationale Anweisungen darstellen, sondern dass es sich um eine „Ethik für Kaufleute“ handelt, also um Maximen, die Nähe zu Religiosität erkennen lassen. Er meinte, hier handle es sich um einen Prototyp des „modernen kapitalistischen Unternehmers“, und nannte es den „Geist des Kapitalismus“ (Weber 1904/05). Weber ging im Weiteren der Frage nach, wie sich kapitalistische Intentionen im Bereich des Protestantismus verdichten konnten. Das heißt, er suchte die historischen Wurzeln der ethischen Maximen herauszuarbeiten.

Dabei war allerdings zu bedenken, dass nicht von „dem“ Protestantismus gesprochen werden kann, sondern von mindestens drei Reformationen. Und diese hatten je unterschiedlich durchschlagende Wirkungen für die Etablierung kapitalistischer Sinnsysteme (Oberman 2003; Rublack 2003):

– Die erste Reformation, die Lutherische, breitete sich von Wittenberg ausgehend besonders in Süddeutschland und in Dänemark aus.
– Die historisch zweite ist mit dem Namen Zwingli in Zürich verbunden. Da Zwingli aber nach relativ kurzer Zeit im Verlauf militärischer Auseinandersetzungen umkam, hat sie als „Stadtreformation“ kaum überregionale Bedeutung erlangt.
– Ihr Sinnsystem amalgamierte sich aber mit der dritten Reformation, die durch Calvin angestoßen von Genf ausgehend in vielen Ländern Verbreitung fand. Sie hat für uns zentrale Bedeutung. Sie setzte sich durch in Gebieten von Ost- und Mitteleuropa, in den Niederlanden, England, Schottland, Frankreich, in der Schweiz, dem protestantischen Teil von Irland und natürlich bis in die Vereinigten Staaten hinein – im Prinzip bis heute. Sie hat aus der Sicht Webers die größte Bedeutung für den Kapitalismus erlangt.

Berufliche Pflichterfüllung wurde in allen Reformationskirchen thematisiert. Der Berufsgedanke gestaltete sich aber unterschiedlich aus (Kaesler 2003, 107)). Bereits in der ersten, der lutherischen Reformation bahnten sich deutliche Entwicklungen zu unserem heutigen Berufsverständnis an. Sie haben sich aber im Calvinismus erheblich verdichtet und verschärft.

Die Epoche der Reformationen am Ende des Mittelalters war ohnedies eine Zeit der Neuorientierung. Wie etwa Oberman (2003) betont, tauchten Reformationsgedanken nicht etwa aus dem Nichts auf, sondern sie resultierten aus spezifischen Krisen in Kirche und Gesellschaft: Von 1347 bis 1351 raffte die schwarze Pest ein Drittel der Bevölkerung Europas dahin. Das führte zu gesteigerten kollektiven Ängsten vor Tod und Teufel. Es führte aber auch zu einer geschwächten Position des offiziellen Klerus; denn er konnte ja in der Pestzeit die Menschen auch nicht vor dem Sterben bewahren. Es zog im Weiteren eine starke Dynamisierung von Gruppen nach sich, die bisher nicht im Klerus vertreten waren, nämlich von Bürgerlichen und Bauern, die jetzt massenhaft Klöster gründeten und als Bettelmönche durch die Lande zogen (Oberman (2003). Dies wiederum führte dazu, dass das Mönchstum in Teilen moralisch verrottet war. Und, wie etwa Berichte über „Pabstkinder“ dieser Zeit belegen (Uhl 2003), wies auch der Klerus im Rom der Renaissance ganz erhebliche Verfallserscheinungen auf.

Weber fragte nun, wie eine „Philosophie des Geizes“ (Weber 1904/05, 13), so wie sie in Teilen des Protestantismus propagiert wird, ein so dynamisches Wirtschaften hervorbringen konnte. Dabei ging es ihm nicht darum, die Entstehung des Kapitalismus ad originem zu erklären. Den hatte es schon zu anderen Zeiten gegeben, etwa in Ägypten oder Babylon. Weber wollte vielmehr untersuchen, wie es dazu kam, dass Arbeit und Geldverdienen zum Selbstzweck werden konnten (ebd., 22). Denn „die kapitalistische Wirtschaftsordnung braucht diese rückhaltlose Hingabe an den Beruf des Geldverdienens“, und das war historisch neu (Weber ebd., 29).

2.1 Berufsethik bei Luther

Mit Martin Luther (1483 – 1546) beginnt nicht nur die Reformation, mit ihm erhält auch der Begriff „Beruf“ erstmalig seine bis heute gängige Bedeutung. Trotzdem kann er aber aus der Sicht von Max Weber keineswegs als der Ausgangspunkt für den „Geist des Kapitalismus“ gelten. Er diente lediglich als Wegbereiter.

Luther hatte auf ausdrücklichen Wunsch seines Vaters zunächst Recht studiert. Durch eine Erfahrung von Todesnähe – der Blitz schlug neben ihm ein – gelobte er aber, ins Kloster zu gehen und sich Zeit seines Lebens mit Glaubensfragen zu befassen. Also wurde er Augustinermönch, studierte Theologie und erhielt schon in jungen Jahren eine Professur für Theologie in Wittenberg. Sein Orden sandte ihn für einige Zeit nach Rom, wo er massive Missstände des damaligen Klerus in Augenschein nehmen konnte. Das war, wie schon angesprochen, die Zeit der Renaissance-Päpste, die, wie etwa Alexander Borgia, keineswegs fromm und zölibatär lebten, sondern ihren Kurtisanen und Kindern Ländereien schenkten, große Hochzeiten im Vatikanspalast ausrichten ließen usw. (Uhl 2003). Von seiner Studienreise zurückgekehrt, begann Luther, Kritik an der Kirche, am Papsttum und langsam auch am Mönchstum zu üben. Besonderes Aufsehen erregte er durch seine Thesen gegen den Ablasshandel, die er an die Kirche zu Wittenberg heftete. Zu seiner Zeit zogen bekanntlich viele Agenten des Klerus durch die Lande, die den Gläubigen gegen mehr oder weniger hohe Geldbeträge eine mehr oder weniger lange Befreiung vom Fegefeuer versprachen, einer Vorstufe der Hölle nach dem Tod. Luther war nach dieser öffentlich demonstrierten Kritik stark bedroht, als Ketzer verbrannt zu werden. Aufgrund günstiger politischer Konstellationen konnte er seine Lehren aber weiter entwickeln und von Wittenberg ausgehend auch laufend weiter verbreiten. Auf diese Weise bildete er etliche Generationen von Pfarrern aus. Im weiteren Verlauf verließ er seinen Orden, heiratete und entwickelte Regeln für das Leben eines guten „Christenmenschen“.

Sein gesamtes Wirken war zunächst auf eine Eindämmung der Macht des Klerus gerichtet. Er übersetzte die Bibel ins Deutsche, damit jedermann die heilige Schrift lesen könne und nicht immer auf lateinische oder griechische Übersetzungen durch Priester angewiesen sei. Auf diesem Wege wurde er auch zum Schöpfer einer allgemein gebräuchlichen deutschen Sprache. Begünstigt wurden seine Aktivitäten durch die Entstehung der Buchdruckerkunst, weshalb seine Schriften eine bis dahin unvorstellbare Verbreitung fanden. Unterstützt wurde er auch von seinem Professoren-Kollegen Schwarzerde, der seinen Namen später ins Griechische, in „Melanchthon“, übersetzte, und von Lucas Cranach, der ihn auf seinen Holzschnitten möglichst sympathisch abzubilden suchte. Von Wittenberg ausgehend, einem kleinen Städtchen in Sachsen-Anhalt, entwickelten sich zu dieser Zeit umfassende Marketingstrategien in Sachen Reformation, so dass die Botschaften Luthers weit über die deutschsprachigen Grenzen hinaus gelangten (Rublack 2003).

Der Habitus von Luther wird als vital und geradezu derb beschrieben. Er war alles andere als ein frommer, stiller Mönch, so wie ihn Lucas Cranach auf manchen seiner Holzschnitte darzustellen suchte. Von ihm wird vielmehr berichtet, dass er aus leidenschaftlichen Gefühlen lebte, dass er Andersdenkende beschimpfte, stundenlang exzessiv betete, gesellig viel Wein genoss und von Studenten in seinem Haus eine Kegelbahn bauen ließ (Rublack 2003, 146).

Für unseren Zusammenhang ist von zentraler Bedeutung, dass Luther den Begriff „Beruf“ in Nähe zu „Berufung“ prägte. Wie Weber meint, hat er ihn aus einer Bibelübersetzung an der Stelle des Jesus Sirach in unserem heutigen Sinne verwendet (Weber 1904/05, 35). „Berufung“ war bisher lediglich dem Mönchtum vorbehalten. Der „Berufsgedanke“ wurde jetzt bei Luther im Sinne einer Pflichterfüllung auch innerhalb weltlicher Tätigkeiten angewandt. Das heißt, weltliche Alltagsarbeit erhielt eine quasi-religiöse Bedeutung, und umgekehrt wurde Berufung erstmalig säkularisiert (Weber 1904/05, 39). Luther prägte diesen Begriff vor allem in kritischer Abgrenzung zur mönchischen Askese, die er selbst als Augustiner kennen gelernt hatte. Diese mönchische Askese denunzierte er jetzt sogar als Lieblosigkeit, als gewissermaßen egozentrische Praxis. Dieser stellte er die weltliche Berufsarbeit als Ausdruck der Nächstenliebe gegenüber (Weber 1904/05, 40).

Bei Luther blieb der Berufsbegriff allerdings ähnlich wie bei den Katholiken noch sehr traditionell. Der Beruf diente seiner Meinung nach ausschließlich dem Broterwerb und war als göttliche Fügung anzunehmen. Arbeit als Selbstzweck oder Arbeit aus Leidenschaft blieb Luther noch fremd. Der Mensch hatte sich vielmehr klaglos in seinen jeweiligen Beruf zu schicken und auch seinen Stand als Bauer oder als Handwerker ohne Murren anzunehmen. Wie Luther selbst blieb dann auch das gesamte Luthertum verhältnismäßig traditionell, noch nah an Normen der katholischen Kirche orientiert. Es galt jeweils, das Bestehende zu konservieren und auch Herrschaftsverhältnisse nicht zu hinterfragen. Diese Tradition hat sich übrigens bis in den DDR-Sozialismus hinein fortgesetzt. Auch dort wurde seitens der lutherischen Protestanten eine ausgesprochen gute, konservierende Relation zur Nomenklatur der DDR gepflegt (Graf 1994). Weber (1904/05) betonte ausdrücklich, dass sich das Berufsverständnis bei den Lutheranern noch nicht als „kapitalistisch“ bezeichnen lässt. Er grenzte es als „traditionalistisch“ von späteren protestantischen Auffassungen ab (Kaesler 2003, 104).

2.2 Berufsethik bei Zwingli

Ulrich Zwingli (1484 -1531), nur wenige Monate jünger als Martin Luther, wurde als Sohn eines schweizerischen Beamten in der Kleinstadt Toggenburg geboren. Zum Studium kam er nach Bern, Basel, Wien und nahm als Feldprediger an mehreren Kriegen innerhalb der Schweiz teil. Durch die Korrespondenz mit Erasmus von Rotterdam und durch die Lektüre von Luthers Schriften entwickelte er ein reformatorisches Verständnis des Evangeliums. Seit 1519 war er Pfarrer am Großmünster in Zürich, wo er eine eigene Form des Protestantismus entwickelte.

Noch ehe sich die Reformation in Basel durchsetzte, beschloss der Rat in Zürich, dass in allen Kirchen evangelisch zu predigen sei. Dass es speziell in der Schweiz zu einer so schnellen Durchsetzung der Reformation kam, scheint, wie Ulinka Rublak (2003) mutmaßt, mit der 1499 nominell erkämpften Unabhängigkeit der Schweiz von den Habsburgern und dem Heiligen Römischen Reich in Verbindung zu stehen. Mit dem Protestantismus verbanden die Schweizer wohl eine durch den Glauben akzentuierte Loslösung von Habsburg. Die Schweiz stellte als Konföderation von Städten und Kantonen den absoluten Ausnahmefall in Europa dar. Dadurch war sie aber ständig in Gefahr, zwischen den Mächten Frankreich, Venedig, dem Papst und den Habsburgern zerrieben oder von einem von ihnen vereinnahmt zu werden.

Zwingli ging in Zürich seinen eigenen Weg. Das heißt, er legte sich nicht fest, ob Luther tatsächlich sein Gewährsmann war. Er betrachtete vielmehr die „Bibel als den wahren Brunnen der himmlischen Lehre“ (Rublack 2003, 105). Er war vor allem ein patriotischer Reformator. Die eidgenössische Freiheit stand im Mittelpunkt seines Denkens. Sie war verbunden mit außenpolitischer Selbstbestimmung, mit Genügsamkeit und der Aufgabe des Eigennutzes zu Gunsten des Gemeinnutzes. Zwingli nahm wie Luther an, dass der Mensch Zeit seines Lebens Sünder bleibt, dass er aber von Gott durch den Opfertod Christi angenommen ist. Er trat wie Luther entschieden für die Priester-Ehe ein, lehnte das Papsttum und die Existenz des Fegefeuers ab. Er plädierte entschieden für den Gemeinnutz und wetterte gegen Selbstverherrlichung und Eitelkeit. Geld diene nur dem Luxusstreben, besonders der Frauen. Er lehnte jede Kirchenmusik ab und verbot Bilder in der Kirche. Die Bildfeindlichkeit erhielt bei ihm einen sozialen Sinn: Man gab hölzerne Heiligenstatuen an arme Leute zum Heizen. Auf seine Initiative hin wurde eine städtisch kontrollierte Armenfürsorge eingeführt. Als Zwingli sein Programm Erasmus von Rotterdam übermittelte, verweigerte dieser die weitere Korrespondenz. Er fand alles unausgegoren und übertrieben (Rublack 2003).

In der Folgezeit bekannten sich Basel, Bern und Zürich zum Protestantismus. Fünf innerschweizerische Gebiete blieben aber katholisch. Zwingli wollte das nicht tolerieren, befürchtete er doch, dass sie sich Kaiser Karl V anschließen würden. Er aber wollte unbedingt eine einheitlich protestantische Schweiz. Auf dem Hintergrund dieser Kontroverse kam es zu einem Vertrag zwischen den evangelischen und den katholischen Gebieten. Zwingli wandte sich gegen diese Einigung und paktierte deshalb mit Frankreich. 1531 wurde in Zürich verlautbart, dass die innerschweizerischen katholischen Gegner auf Zürich zu marschieren. Zwingli brach mit einigen Anhängern auf und wurde in der Schlacht bei Kappel getötet. Dieser Ort sticht noch heute mit seinem „Haus der Stille“ durch seine „andächtige Kargheit“ ins Auge.

Als Reformator erlangte Zwingli durch seinen frühen Tod keine weitere Bedeutung. Die Ereignisse in Zürich gelten deshalb lediglich als „Stadtreformation“ (Rublack 2003). Für unseren Zusammenhang, für die Etablierung einer Berufsethik, haben sie aber insofern Relevanz, als Zwingli mit den Postulaten von Genügsamkeit, Bilderfeindlichkeit, Ablehnung von Musik und der Priorität des Gemeinsinns den Weg für einen nachfolgenden Reformator, nämlich Calvin bereitet hat. Er betonte schon die Bedeutung der Umsetzung christlicher Ideale in die Lebenspraxis. Seine Lebensregeln verschmolzen im Weiteren mit Vorstellungen von Calvin, der dann auch in der Schweiz besondere Bedeutung gewann.


2.2 Berufsethik bei Calvin

Am prägnantesten manifestierte sich nach Meinung von Max Weber der „kapitalistische Geist“ bei Jean Calvin (1509 -1564), der eine Sonderform des Protestantismus prägte. Bei den Calvinisten und vor allem bei nachfolgenden protestantischen Gruppierungen, wie den Pietisten, Methodisten und den aus täuferischen Bewegungen hervorgegangenen Sekten, meinte Weber die Verschärfung des Kapitalismus als ungewollte Folge der Reformation besonders deutlich festzustellen. Calvins Ideen verbreiteten sich schon früh in Ostmitteleuropa, den Niederlanden, Frankreich, der Schweiz, England, Schottland, dem protestantischen Teil von Irland und später natürlich in den USA. Weber meinte, dass es unerlässlich sei, sich mit den verschiedenen Wurzeln der Lehre Calvins zu beschäftigen. Er fokussierte  dabei zweierlei: Die spezifischen Normen für das tagtägliche Leben von Bürgern und die so genannte Prädestinationslehre. Dabei komme es allerdings nicht so sehr auf die Inhalte der offiziellen Lehre an, sondern auf die durch die Praxis des religiösen Lebens geschaffenen psychologischen Antriebe.

(1) Die Bedeutung von Lebensregeln

Jean Calvin wurde als Sohn gut gestellter Eltern in der nordfranzösischen Picardie, in Noyon, geboren. Der Vater war Schreiber eines Bischofs und anderer einflussreicher Persönlichkeiten. Calvin studierte Recht, erwarb theologisches Grundwissen und war später als Prediger tätig. An der Hochschule in Paris beeinflussten ihn Schriften von Luther sowie von Erasmus und anderen Humanisten. Als bekennender Protestant musste er bald von Paris nach Basel fliehen. Seit 1536 war er Prediger in Genf. Dort wurde er aber zwei Jahre später wegen seiner übergroßen Sittenstrenge ausgewiesen. Bis 1541 lebte er in Straßburg in der Gemeinde protestantischer Flüchtlinge aus Frankreich, um dann wieder nach Genf zurückgeholt zu werden. Dort führte er bis zu seinem Lebensende ein strenges religiöses Regiment, bei dem Verbannungen und Hinrichtungen keine Seltenheit waren.

Zwar machte sich Calvin schon früh mit Luthers Schriften vertraut, in der Schweiz und schon vorher in Paris galt Luther aber als zu temperamentvoll und in seiner Kritik am Klerus zu übertrieben. Calvin dagegen befasste sich mit Seneca und mit der griechischen Stoa. Deren zurückhaltende Art behagte ihm mehr. Dementsprechend äußerte er sich auch kritisch über Luther als einen maßlosen Menschen, der voller Siegessucht, mit Arroganz und Ignoranz sowie ungezügelter Wut auf ihn abstoßend wirke. Kontrastierend zu Luther betonte Calvin eine maßvolle Lebenspraxis, eine christliche Ethik des zivilen Verhaltens. Calvin wollte alle Leidenschaften zügeln sowie Vernunft und Gefühl angemessen ausbalancieren. Diese Haltung bildete wahrscheinlich die Grundlage für sein Charisma (Rublack 2003, 146).

Damit prägte Calvin einen Habitus, bei dem die Leidenschaften der Selbstbezogenheit, der Unbedachtsamkeit und Eitelkeit als überholt anzusehen waren, während Höflichkeit und Anstand als zentrale Tugenden galten. „In Genf wurde beispielsweise der Fahrer eines Karrens vom Abendmahl ausgeschlossen, weil er, ohne sich abzuwenden, auf der Straße uriniert hatte und dies auch nicht zu bereuen schien“ (Rublack ebd., 147). So prägte Calvin einen neuen Verhaltensstil mit einem neuen Tugendbegriff. Dabei ging es um Selbstdisziplin, um Körper-, Leidenschafts- und Gefühlskontrolle. Die augenblicklichen Affekte sollten jeweils ferner liegenden Zwecken untergeordnet werden.

Ulinka Rublack, Theologin in Cambridge, betont, dass Calvin eine „Religion des Anstands“ (2003, 146) predigte. Getreu den Stoikern war sein Ideal, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Er prägte eine Religion für die besseren Bürger und war dabei stark beeinflusst von Erasmus von Rotterdam, der schon 1530 über den „Zivilisierten Benimm für Jungen“ geschrieben hatte. Darin forderte Erasmus Zurückhaltung, die Schamgrenzen anderer zu achten, Höflichkeit zu wahren und im Speziellen: Blähungen nicht ungezügelt abzulassen, nicht zu spucken, nicht laut zu schnarchen usw. Diese Anstandsregeln hat übrigens Norbert Elias (1969) als Beispiel für zivilisatorische Entwicklungsprozesse an der Schwelle zur Neuzeit betrachtet. Er weist dabei auf dieses Interesse am zivilisierten Benehmen hin, das sich nun erstmalig außerhalb der Mauern von Fürstenhöfen und Klöstern entfaltete. Denn in einer Gesellschaft, die nicht mehr ausschließlich durch Geburtsprivilegien bestimmt war, verbreitete sich die Annahme, der moralische Charakter von Menschen zeige sich durchgängig in seinem Verhalten und stehe auch für die Wahrhaftigkeit seiner Überzeugungen.

Calvin stand für eine Bewegung, die Vertrauen in das wahrhaft christliche Leben von ganz normalen Bürgern im Alltag hatte. Und er verknüpfte dies mit einem klaren Verhaltensprogramm, was bei Elias als Transformation von Fremdzwängen in Selbstzwänge interpretiert wird. Das heißt, Bürger hatten sich mit Hilfe dieser neuen Kirche zu zivilisierten Menschen zu sozialisieren. Dabei waren die Regeln typischerweise asketisch und entbehrungsreich: In den Kirchen gab es keine Bilder, und im Gottesdienst gab es keine Musik bzw. Musikinstrumente waren verboten. Zauberhafte Bachsche Oratorien und Kantaten wie im lutherischen Sachsen durfte es hier nicht geben. Calvin verkündete, nur der reine Psalmengesang sichere das höchste Maß an Spiritualität. Der Genfer Katechismus erklärt sogar genau, welche Gemütsverfassung Gott beim Beten verlangt: „Zuerst sollen wir unsere Hilflosigkeit und unser Elend spüren, so dass dies in uns Trauer und Angst erzeugt; danach soll in uns ein heftiges und ernsthaftes Begehren nach Gottes Gnade entbrennen, was dann in uns das Feuer des Betens entzündet“ (zit.n. Rublack 2003, 149). Dabei hatte der Gläubige ein „religiöses Tagebuch“ zu führen, „in welches Sünden, Anfechtungen und die in der Gnade gemachten Fortschritte fortlaufend oder auch tabellarisch eingetragen werden“. So „fühlt sich der reformierte Christ selbst den Puls“, d.h. er überprüft seinen eigenen Glaubensstandard (Weber 1904/05, 84).

Alfred Lorenzer (1984, 98) spricht von einer „Auslöschung der Sinnenkunst“, wenn er die calvinistische Unterdrückung jeder Sinnenfreude in Kunst und Kultur thematisiert. Im Protestantismus Calvin’scher Prägung wurde, wie er meint, „der Sinnlichkeit der katholischen Sakramentalität die Dominanz des Wortregulierten Handelns in der gottesdienstlichen Predigt vorangestellt. So gelangte der Gottesdienst vom sinnenfrohen Spektakel zur mensa verbi.“. Das heißt, im Calvinismus ergab sich eine Verschiebung, die fast alle Bereiche des religiösen und kulturellen Lebens ergriff. Vom Bildersturm zu Exzessen der Kunstverbrennung bis zur Abwendung von jeder Sinnenkultur entwickelte sich jetzt ein Zwang zur rationalen Systematisierung der Lebensentwürfe mit dem Ergebnis maximaler Selbstbeherrschung und Ordnung in der gesamten Lebensführung.

(2) Die Bedeutung der Prädestinationslehre

Neben diesen „religionsästhetischen“ Aspekten fällt in den Schriften Calvins auf, dass er keinerlei Abneigung gegen wirtschaftliche Aktivitäten der Gläubigen hegte, während Luther diesbezüglich immer kritisch blieb. In diesem Zusammenhang arbeitete  Weber (1904/05) heraus, dass neben der Glaubenspraxis besonders im Dogma der „Gnadenwahl“, dem Kern der „Prädestinationslehre“ von Calvin (Oberman 2003), der zentrale Ausgangspunkt für den modernen Kapitalismus zu sehen ist. Die Prädestinationslehre setzt ursprünglich an den Schriften von Paulus an, wonach der Mensch Kraft seines Glaubens von Gott auserwählt sein kann. In Ergänzung dazu hatte Augustinus postuliert, dass Menschen zunächst nur zu Gottes Wohlgefallen da sind, menschliches Leben danach keinen anderen Sinn als die Verherrlichung Gottes hat. Nach Calvin  ist nun ein Teil der Menschen als selig vorherbestimmt, eben „prädestiniert“, ein anderer jedoch verdammt. Kein Mensch kann an dieser Vorherbestimmung etwas ändern, es sei denn, er ist durch die von Paulus beschriebene besondere Glaubenshaltung gesegnet. Diese Sicht führte nach Meinung Webers zu einer „unerhörten inneren Vereinsamung des einzelnen Individuums“ (Weber 1904/05, 93). Hier gab es kein Mittel für den, dem Gott seine Gnade versagte. Weber stieß aber dabei auf die Bedeutung der Nächstenliebe. Sie äußert sich in erster Linie durch die Erfüllung von Berufsaufgaben. Weber meint weiter: Wie wurde diese Lehre ertragen? Denn jeder Gläubige fragt sich doch: Bin ich erwählt oder nicht? Daraus ergaben sich für die Gläubigen zwei Strategien:

– Die Pflicht, sich für erwählt zu halten, und dann jede Anfechtung als Maßnahme des Teufels von sich abzuhalten und
– eine rastlose Berufsarbeit.

Während Luther eine grundsätzliche Prädestination durch den Glauben annahm, sah Calvin, der stärker durch Normen des Humanismus geprägt war, die Möglichkeit von Willensakten und damit der eigenen Sicherungsmöglichkeiten fürs Heil. Im Gegensatz zum Katholizismus und zum lutherischen Protestantismus, wo Buße, Sakramentsgnade und Gewissheit der Vergebung dem Menschen Entlastung schaffen, kann sich der Calvinist nur durch Berufsarbeit befreien. „Der Gott des Calvinismus verlangte von den Seinigen nicht einzelne gute Werke, sondern eine zum System gesteigerte Werkheiligkeit“ (Weber 1904/1905, 124). Der dadurch erreichte wirtschaftliche Erfolg galt dann als Beweis der Gnade Gottes.

Hier wurde also eine Systematisierung der Lebensführung mit allen Merkmalen von Rationalität verlangt. Das führte zur permanenten Selbstkontrolle und planmäßigen Reglementierung des Lebens. Weber führt hier den Begriff der „innerweltlichen Askese“ ein. Diese sieht er im Gegensatz zur „mönchischen Askese“, die den einzelnen aus dem Alltagsleben in die Klosterzelle abdrängt, dadurch charakterisiert, dass sie das gesamte Alltagsleben durchsetzt. Damit erhielten breite Gesellschaftsschichten einen Antrieb zur Askese mit der Verankerung in der Prädestinationslehre. Hauptwirkung dieser puritanischen Ethik war die Herausbildung einer rationalen Lebensführung auf der Grundlage einer Berufsidee, die aus dem Geist der innerweltlichen Askese entstanden war. Und diese Idee war wiederum konstitutiver Bestandteil des modernen kapitalistischen Geistes und der modernen Kultur. Mit dem Bewusstsein, in Gottes voller Gnade zu stehen und von ihm sichtbar gesegnet zu sein, vermochte nun der bürgerliche Unternehmer seinen Eigeninteressen zu folgen, ja er sollte dies sogar tun. Dabei geht es also um „Kapitalbildung durch asketischen Sparzwang“ (Weber 1904/05, 124), denn sich am Reichtum zu erfreuen, stellte nach Calvin eine schwere Gefahr, ja sogar eine Sünde dar. So ist dem Calvinisten auch jede Demonstration seines Reichtums verboten.
Auf seinen Amerikareisen stellte Weber fest, dass die nordamerikanischen Verhältnisse noch deutlicher seinen Thesen entsprachen als die europäischen. Alle wirtschaftlich erfolgreichen Leute gehörten seinem Eindruck nach einer religiösen Gruppierung in der Nachfolge Calvins an. Besondere Aufmerksamkeit widmete er dabei den angloamerikanischen Methodisten, die in der Nachfolge des englischen Predigers Richard Baxter (1615-1691) Calvins Ideen zum „Hochcalvinismus“ ausgestalteten, so wie wir es an dem Zitat von Benjamin Franklin sehen konnten.

3. Berufsethik bei nachfolgenden Generationen.

Die Ausführungen von Max Weber sind jetzt 100 Jahre alt und Calvins Wirken liegt sogar schon 500 Jahre zurück. Welche Bedeutung können wir also dem Calvinismus heute noch zurechnen?

Weber selbst meint am Ende seiner Analyse: „Ihre volle ökonomische Wirkung entfalten jene mächtigen religiösen Bewegungen, deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung ja in erster Linie in ihren asketischen Erziehungswirkungen lag, regelmäßig erst, nachdem die Akme des rein religiösen Enthusiasmus bereits überstiegen war, der Krampf des Suchens nach dem Gottesreich sich allmählich in nüchterne Berufstugend aufzulösen begann, die religiöse Wurzel langsam abstarb und utilitaristischer Diesseitigkeit Platz macht.“ Und er ergänzt: „Was jene religiöse Epoche des 17. Jahrhunderts ihrer utilitaristischen Erbin vermachte, war aber vor allem ein ungeheuer gutes – sagen wir getrost: ein pharisäisch gutes Gewissen beim Gelderwerb, wenn anders er sich nur in legalen Formen vollzog“ (Weber 1904/05, 150).  

Das bedeutet, in den nachfolgenden Jahrhunderten lösten sich die Maximen dieser Ethik immer umfassender von ihren religiösen Wurzeln und wandelten sich zu verbindlichen Alltagsnormen des Handelns. Der Unternehmer konnte nun ohne jede religiöse Bindung mit maximal gutem Gewissen seinen Reichtum mit maximal arbeitswilligen Arbeitern vermehren, sofern er sich im Rahmen geltender Gesetzte bewegte. All dies gab ihm auch die beruhigende Sicherheit, dass die ungleiche Verteilung der Güter dieser Welt ein spezielles Werk der Vorsehung war (Kaesler 2003).

So haben wir es in  modernen Gesellschaften mit einem Paradoxon zu tun: Die rationale Lebensform, die in hohem Maße durch den rigorosen Protestantismus angestoßen wurde, förderte fast gleichzeitig die Säkularisierung, d.h. die Indifferenz gegenüber religiösen Fragen. Und aufgrund der funktionalen Differenzierung dieser Gesellschaften in einzelne Teilbereiche wie Wirtschaft, Politik, Erziehung, Medizin usw. können Religion und Kirche hier nicht mehr wie früher Normen, Werte und Symbole anbieten, die für die Gesamtgesellschaft gültig sind. Die gesellschaftlichen Teilbereiche funktionieren heute weitgehend ohne religiöse Unterstützung, so dass sowohl der Bedarf an religiösen Vorstellungen und Ritualen als auch die Möglichkeit zu ihrer Installierung zurückgeht (Luhmann 1977).

Dabei sei allerdings angemerkt, dass neben diesen generellen Prozessen der Segmentierung gerade in den letzten Jahren wieder gegenläufige Tendenzen eine Rolle spielen. Bei diesen soll die Religion wieder als normativer Ausgangspunkt aller anderen Lebensbereiche gelten. Wir finden sie nicht nur im Islam, sondern auch im protestantischen Amerika, wo sie ganz im Sinne von Weber die neue christliche Rechte repräsentiert (Pollack 2001). Diese bestimmt dann auch äußerst dynamisch die Handlungsmaximen aller Akteure im Wirtschaftsbereich. Und diese haben sich heute, wie Arlie Hochschild (2002) eindrucksvoll zeigt, in weiten Teilen der nordamerikanischen Gesellschaft mit oder ohne explizit fundamentalistische Tendenzen durchgesetzt. 

4. Ein Beispiel aus dem Coaching

Vergleichbare Muster, die sich bis ins Extrem steigern können und bei einer eingehenden Rekonstruktion der protestantischen Ethik zuzurechnen sind, begegnen uns gar nicht selten im Coaching. 

Eine 40-jährige Juristin fragte um Coaching an, weil sie kaum mehr schlafen konnte und sich insgesamt extrem überfordert fühlte. Sie hatte ohne vorhergehende Führungsserfahrung in einer Landesbehörde eine gerade erst geschaffene Führungsposition übernommen. Sie beschrieb ihre berufliche Situation, wie Mintzberg schon 1975 für den „normalen“ Manageralltag ermittelt hat, als „entsetzlich zerstückelt“. Sie fand, „ich komme zu nichts“, „ständig werde ich vom Telefon und von persönlichen Anliegen der 80 Mitarbeiter unterbrochen, ich schaffe mein Pensum einfach nicht, ich kann mich nicht richtig organisieren.“ Auf Nachfragen stellte sich heraus, dass sie für die Versorgungseinheit ihrer Behörde zuständig war, bei der nicht nur vielfältige Personalbelange, sondern auch Fragestellungen von Hausmeistern, von Handwerkern unterschiedlicher Sparten und von einer großen Kantine anfielen. Bevor sie ihre Position angetreten hatte, waren zwei Sachbearbeiter für das gesamte Aufgabenfeld zuständig gewesen, einer für die Personalbelange und einer für den übrigen „Gemischtwarenladen“, wie sie meinte. Nachdem sie als Juristin aber in einer erheblich höheren Besoldungsgruppe war als diese Vorgänger, mutete man ihr zu, beide Teilbereiche zu leiten. Zu allem Überfluss wurde sie von ihrem Vorgesetzten, einem Nicht-Juristen, einem Verwaltungsfachwirt, ausgesprochen engmaschig kontrolliert. Er verlangte, dass sie in fast täglichen E-Mails von ihrer Arbeit berichtete, und er tauchte turnusmäßig jeden Monat mit einer „Mängelliste“ in ihrem Büro auf, um sie „aufmerksam zu machen, was sie wieder alles nicht geschafft hat.“ Nach einem dieser Auftritte erlitt sie einen Kreislaufkollaps, von dem sie sich nur schwer erholte und der dazu führte, dass ihr Vorgesetzter triumphierend konstatierte: „Ihre gesundheitliche Konstitution ist für die Position anscheinend nicht ausreichend.“ Jetzt war sie völlig entmutigt.
In den ersten Sequenzen des Coachings lamentierte sie laufend über sich selbst, dass sie zu wenig diszipliniert sei, dass sie ihre Arbeit nicht richtig einteile, dass immer zu viel auf ihrem Schreibtisch liegen bleibe, dass sie „ihren innere Schweinehund besser überwinden“ müsse, abends noch länger in der Behörde bleiben solle, „wenn niemand mehr da ist, um die Dinge fertig zu stellen“ usw. Als Ziel gab sie an, ihr „Zeitmanagement“ zu verbessern. Ihr gesamtes aktuelles Leben war ausschließlich auf den Beruf gerichtet, genauer gesagt, auf ihre vermeintlichen Defizite im Beruf. Sie machte den Eindruck eines „standhaften Zinnsoldaten“, der alle, aber auch wirklich alle Anforderungen eines relativ aggressiv agierenden Vorgesetzten in einem personell unterbesetzten System erfüllen müsse. Im Coaching wurde sie angeregt, durch Walking und Entspannungsübungen ihre physische Situation zu verbessern, außerdem ein floristisches Hobby als Ausgleich neu zu beleben. Die Effekte zur Milderung ihres subjektiv erlebten Stresses blieben aber mäßig und ihre Unduldsamkeit gegenüber sich selbst nahm eher noch zu.

Auf Fragen zu ihrer familiären Genese ergaben sich dann Anhaltspunkte zur Erklärung der aktuellen Problematik: In ihrer vergleichsweise emotional engen Herkunftsfamilie, einem Familienunternehmen im Siegerland, war es ehernes Gesetz, alle übernommenen Aufgaben zu Ende zu führen. „Schlapp machen, gibt es bei uns nicht. Man zieht die Dinge durch.“ Darauf berichtete sie etliche Vorkommnisse wie sie und ihr jüngerer Bruder von den Eltern bestraft wurden, wenn sie zu wenig Disziplin mobilisierten, um „jeweils zu den Besten“ in der Schule zu gehören. Auf die Frage, ob ihre Eltern religiös gebunden seien, meinte sie: „Nee, die gehen selten in die Kirche, die müssen auch immer schuften, für die Kirche haben die keine Zeit. Meine Oma aber, ja die gehört schon immer zu einer freikirchlichen Gemeinde. Da haben sich meine Eltern auch kennen gelernt.“ Als sie gebeten wurde, die „Leistungsgeschichte“ ihrer Eltern zu erinnern, stellte sich heraus, dass der Vater von seinen Eltern in der gesamten Kinder- und Jugendzeit mit Leitungsanforderungen buchstäblich gequält wurde. Eine besondere Rolle spielten noch seine Großeltern, das Gründerpaar des Unternehmens. Diese bestanden sogar darauf, dass er neben seinem Konfirmandenunterricht, den der Pfarrer hielt, noch zusätzlich eine Konfirmationsvorbereitung in der freikirchlichen Gemeinde besuchte. „Die Pfarrer sind oft zu liberal, lassen zuviel durchgehen“, war ihre Devise. Da der Vater seine Erziehung zu streng fand, nahm er sich zwar vor, bei seinen Kindern milder zu sein. Die Coaching-Klientin meinte aber, dass es ihm und ihrer Mutter, die ähnlich sozialisiert war, nur begrenzt gelang. Wenn eines der Kinder aus der Schule eine zwei nach Hause brachte, waren beide Eltern sofort enttäuscht.
Und ähnliche Enttäuschungsreaktionen meinte die Klientin nun bei ihrem Vorgesetzten auszulösen, was sie zunehmend in Panik brachte. Bei all den Forderungen und Überforderungen, die ihre Position stellte, hatte sie bislang immer nur die Vorstellung, dass sie selbst unfähig sei. Diese Selbstdefinition änderte sich aber in dem Maße, in dem sie im Verlauf des Coachings der normativen Hintergründe ihrer Perspektivität gewahr wurde. Sie verstand zunehmend besser, dass die protestantisch-ethische Basis ihrer Eltern und Großeltern für ihre Strenge gegenüber sich selbst maßgeblich war. Im Verlauf dieses Prozesses konstatierte sie dann auch zum ersten Mal bewusst, dass sie ja die Position von vormals zwei Personen auszufüllen hatte. Als sie ihren Vorgesetzten auf dieses Faktum ansprach, erwiderte er, dass er angenommen habe: „Sie als Juristin müssen das stemmen.“ Sie bemerkte nun auch, dass der Vorgesetzte als Nicht-Jurist ihr gegenüber erhöhte Anforderungen als Kompensat für seinen eigenen, als unbefriedigend erlebten Ausbildungsstatus stellte. Langsam konnte sie ihre Strenge gegenüber sich selbst mildern und langsam auch die Vorstellung, dass sie ihre Position perfekt meistern müsse. Im Verlauf eines halben Jahres bewarb sie sich auf eine andere Position, von der sie wusste, dass dort überschaubare Anforderungen unter einem menschlich wärmeren Vorgesetzten gestellt wurden. In dieser neuen Position fühlte sie sich dann wie der Fisch im Wasser, und gewann erheblich an Selbstwertgefühl.

 

Literatur

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Kaelble, H., Kocka, J. Zwahr, H. (Hg.)(1994): Sozialgeschichte der DDR. Stuttgart: Klett-Cotta.

Kaesler, D. (2003): Max Weber. Eine Einführung in Leben, Werk und Wirkung.
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Kasper, H., Scheer, P.J., Schmidt, A. (2002): Managen und Lieben. Führungskräfte im
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Lorenzer; A. (1984): Das Konzil der Buchhalter. Die Zerstörung der Sinnlichkeit. Eine
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Mintzberg, H. (1975): The Managers’s Job: Folklore and fact. Harvard Business
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Oberman, H.A. (2003): Zwei Reformationen. Luther und Calvin. Alte und Neue Welt.
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Sennett, R. (1998): Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin:
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Uhl, A. (2003): Papstkinder. Lebensbilder aus der Zeit der Renaissance. Düsseldorf,
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Weber, M. (2000): Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus.
Herausgegeben von Lichtblau, K. & Weiß, J. (3. Aufl.), Weinheim: Beltz Athenäum.


Zusammenfassung:

Der vorliegende Beitrag ist auf die These zentriert, dass bestimmte Strömungen der protestantischen Ethik als Quelle für Jobstress und mangelnde Work-Life-Balance anzusehen sind. Diese machen sich auch im Coaching immer wieder bemerkbar. Als Argumentationshintergrund dient eine Analyse von Max Weber, die durch kirchenhistorische Befunde über die unterschiedlichen Reformationen in Europa angereichert wird. Zum Abschluss wird die These an einem Fallbeispiel dokumentiert.


Keywords:

Coaching, Protestant Ethics, Jobbstress, Worklife-Balance